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Anna Haag Mehrgenerationenhaus e.V. – Bildungsstätte, Seniorenzentrum und Kindertagesstätte

Das Interview mit Britta Kurz vom Verein Anna Haag Mehrgenerationenhaus e.V.

Zu Ihrem Mehrgenerationenhaus gehören zwei Kindertagesstätten und ein Senioren-Zentrum. Funktioniert es wirklich, dass sich die Älteren und Jüngeren begegnen, oder bleibt nicht doch jede Generation für sich?

Das Interview mit Britta Kurz vom Verein Anna Haag MehrgenerationenhausDas Miteinander der Generationen funktioniert bei uns im Anna Haag Mehrgenerationenhaus sehr gut. Man muss aber dazu sagen, dass dieser generationenübergreifende Zusammenhalt, die alltäglichen Begegnungen und Kontakte, keine Selbstläufer sind. Vielmehr müssen alle Mitarbeiter/innen – ganz gleich, ob sie bei uns mit Kindern, Senioren oder Jugendlichen zu tun haben – im Alltag daran denken, andere Generationen miteinzubeziehen. So entsteht nach und nach ein gelebtes Miteinander von Jung und Alt.

Was für Konzepte haben Sie dafür entwickelt?

Ein konzeptioneller Baustein prägt uns in ganz besonderem Maße: Wir vereinen unter dem Dach unseres Mehrgenerationenhaus nicht nur Kita und Seniorenzentrum, sondern auch eine Bildungsstätte für Jugendliche und junge Erwachsene mit Förderbedarf sowie für Erwachsene in der Weiterbildung. Wir sehen uns als modernes Pendant der Großfamilie, in der früher ganz selbstverständlich Menschen aller Altersstufen zusammenkamen. Im Zusammenspiel der Generationen haben wir inzwischen beinahe 70 Jahre Erfahrung, der Mehrgenerationenansatz ist auch heute noch die wichtigste Säule unserer Gesamtkonzeption.

Mit der Zeit kamen aber zwei weitere Konzeptsäulen hinzu: Zum einen Inklusion – dazu nachher noch ein wenig mehr. Zum anderen der Quartiersbezug, dem wir folgen: Wir orientieren viele unserer Angebote am Sozialraum, also am Stadtteil und unserer unmittelbaren Umgebung. In der Umsetzung kommt dabei einer meiner Kolleginnen eine wichtige Funktion zu: Unsere Generationen- und Quartiersmanagerin, eine Sozialpädagogin, koordiniert zum einen alle generationenverbindenden Angebote, sie organisiert Ausflüge, Musik-, Theater und andere Projekte, gibt wichtige Impulse für thematische oder jahreszeitliche Aktivitäten und hat stets ein offenes Ohr für Mitarbeiter/innen mit einer generationenverbindenden Idee. Darüber hinaus ist sie aber auch zuständig für Aktivitäten und Vernetzung im Quartier, sie bringt unterschiedliche Akteure zusammen, die durch gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen wiederum den Stadtteil beleben.

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In wie weit sind behinderte Menschen bei Ihnen integriert?

Uns selbst fällt es oft gar nicht mehr auf, aber wer erstmals ins »Anna« kommt, ist meist ein wenig verblüfft, wie hier Inklusion gelebt wird. Bei uns gehören Menschen mit Behinderung aller Altersstufen ganz selbstverständlich dazu. Fangen wir mal bei den Jüngsten an: Unsere Kita im Mehrgenerationenhaus ist eine Inklusionskita, bei insgesamt 70 Kindern können wir bis zu sieben Kinder mit einem Handicap aufnehmen. Wir sind auf Entwicklungsverzögerungen bis hin zu geistiger Behinderung (beispielsweise das sogenannte Down-Syndrom) spezialisiert. Das Know-how für die gezielte Förderung dieser Kinder ist durch unsere Bildungsstätte seit Jahrzehnten im Haus verankert.

Unsere Bildungsstätte ist darauf spezialisiert, Abgänger/innen von Förder- und Sonderschulen (SBBZ) in hauswirtschaftlichen, pflegenahen und handwerklich-technischen Bildungsangeboten auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Das Spektrum umfasst Fachpraktiker-Ausbildungen, berufliche Qualifizierungsangebote für junge Menschen mit geistiger Behinderung, Maßnahmen der Berufsvorbereitung, eine Sonderberufsfachschule, aber auch Wohnangebote mit pädagogischer Betreuung. Unsere Angebote sind darauf ausgerichtet, möglichst alle unserer rund 200 Teilnehmer/innen in den Arbeitsmarkt zu integrieren – und wir setzen dies mit großem Erfolg um. Unter unseren Mitarbeiter/innen finden Sie zahlreiche Menschen mit Behinderung – auf allen Ebenen und Bereichen. Und da unser Seniorenzentrum ausschließlich Menschen mit Pflegebedarf betreut, ist auch da ein Handicap eher Normalität denn Ausnahme.

Können Sie uns ein besonders schönes Beispiel für das gemeinsame Zusammenleben nennen?

Am schönsten finde ich ja immer die kleinen, alltäglichen Momente… Ich bin ein großer Fan unseres »Intergenerativen Frühstücks«: Jeden Donnerstag um 8 Uhr kommen Senior/innen, Kinder und Jugendliche zusammen, um gemeinsam zu frühstücken. Eine Mitarbeiterin ist dabei, hat sich ein kleines Programm überlegt und beginnt mit einem Lied zur Einstimmung. Dann wird gefrühstückt, wobei die Jugendlichen ihren »Nachbarn« der anderen Generationen unterstützen und beispielsweise einem Kind das Brötchen aufschneiden oder einer Seniorin im Rollstuhl Kaffee nachschenken. Dabei entstehen Gespräche, man lernt sich kennen. Das Rahmenprogramm, etwa mit einer Geschichte oder einem Ratequiz gibt zusätzliche Impulse für das Miteinander. So entstehen bei einer guten Stunde Frühstück Beziehungen zwischen den Tischnachbarn der verschiedenen Generationen, die weit über den Tag hinausreichen.

Es gibt das Anna Haag Haus schon seit über 60 Jahren, wie hat sich das Haus in den Jahren verändert?

Genau, das Haus wurde 1951 von Anna Haag eröffnet und gilt als das älteste Mehrgenerationenhaus Deutschlands. In der Nachkriegszeit war es im Kern als Wohnheim für alleinstehende Mädchen und junge Frauen konzipiert. Allerdings wurden damals bereits die Weichen für unser heutiges Gesamtkonzept gestellt, denn im Gebäude fanden zudem ein Jugendhaus, eine Bücherei, Bastelstuben, eine Töpferei, eine Tischlerei und Räume zur Betreuung von Kindern aus dem Stadtteil ihren Platz. In der Folge kamen berufliche Qualifizierungsangebote für Mädchen und Frauen und ein Gästehaus für Senioren hinzu. So bildeten sich bereits früh die Strukturen heraus, die uns heute noch mit den Bereichen Bildungsstätte, Kindertagesstätten und Seniorenhilfe prägen. Die Angebotspalette, aber auch die generationenverbindende Arbeit, wurde dann nach und nach erweitert und verfeinert. Einen Meilenstein in der Entwicklung stelle schließlich der Neubau des heutigen Anna Haag Mehrgenerationenhauses dar, der im Sommer 2007 bezogen wurde. Am neuen Standort, etwa200 Meter vom »alten« Haus entfernt, gab es dann nochmals einen regelrechten Entwicklungs- und Wachstumsschub bis hin zu dem modernen Sozialunternehmen, das der Anna Haag Mehrgenerationenhaus e.V. heute ist.

Welche Rolle spielen Sie dabei als Verein?

Der Anna Haag Mehrgenerationenhaus e.V. ist unsere Dachorganisation, bei der alle zentralen Aufgaben gebündelt sind. Unser Verein ist der Träger und Betreiber des Mehrgenerationenhauses mit seinen drei Bereichen Bildungsstätte, Seniorenzentrum und Kindertagesstätten. Im Zuge der Entwicklung hat der Verein zudem drei gemeinnützige Tochtergesellschaften aufgebaut, bei denen jeweils spezifische Aufgaben angesiedelt sind: Die Anna Haag Mobil gGmbH – Pflege und Service rund um die Familie umfasst all unsere ambulanten Angebote, also insbesondere häusliche Pflege, hauswirtschaftliche Hilfen und verschiedene Wohnformen mit Betreuung. Die TANDiEM gGmbH ist unser Integrationsunternehmen, es beschäftigt zu gleichen Teilen Menschen mit und ohne Behinderung. TANDiEM entstand aus der Motivation heraus, Menschen mit Behinderung, für die nicht direkt ein Arbeitsplatz gefunden werden konnte, eine Perspektive zu eröffnen. Unsere dritte Tochter, die Anna Haag Stiftung gGmbH, kümmert ich um Spenden und Fördermittel für Projekte und Vorhaben, die nicht regelfinanziert sind.

Welche Ziele verfolgen Sie für die nächsten Jahre?

Unser wichtigstes Ziel besteht immer darin, die uns anvertrauten Kinder, Jugendlichen und Senioren bestmöglich zu betreuen, zu fördern und zu unterstützen. Dies ist aber eher unser eigener Anspruch denn ein konkretes Ziel. Doch wenn wir dem gerecht werde wollen, müssen wir uns stetig weiterentwickeln und verbessern. Dabei liegt uns die Qualität bestehender Angebote sehr am Herzen. Wir sind aber auch immer offen für die Etablierung neuer Angebote, sei es im Bereich unserer Bildungsstätte, der Seniorenhilfe oder der Kinderbetreuung. Ideen gibt es einige, so könnten wir uns beispielsweise gut vorstellen, ein zweites Mehrgenerationenhaus zu konzipieren. Und wir würden gerne eine Tagespflege für Senioren aufbauen. Beides können wir derzeit – noch – nicht umsetzen, da wir das geeignete Gebäude oder Grundstück dafür noch nicht gefunden haben. Es muss passen … und so sind wir weiter auf der Suche. Aber auch zuversichtlich, dass wir diese Pläne in der Zukunft realisieren können.

Vielen Dank, Britta Kurz. Wir von ExpertenTesten wünschen Ihnen und dem Verein Anna Haag Mehrgenerationenhaus e.V. weiterhin viel Erfolg!

Über die Redakteurin

Laura Hoffmann

Laura Hoffmann arbeitet als freie Redakteurin seit 2016 für expertentesten.de. Ihr Kernbereich liegt dabei in der Recherche spannender Interviewpartner aus den Ressorts Kultur, Sport und Wirtschaft.

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