Das Interview mit Wilfried Reuder von dem Verein Forstexperten e.V.
Bitte stellen Sie sich kurz vor.
Unsere Mitglieder haben in einem Zeitraum von etwa 20 Jahren (1984 – 2005) die Waldböden im Privat- und Körperschaftswald in ganz Bayern kartiert. Einige dieser Kartierer begeisterten sich nach dieser Kartierarbeit für die Idee, auch ihre anderen forstlichen Kompetenzen gemeinsam anzubieten. So kam es im Frühjahr 2002 zur Gründung des Vereins der Forstexperten. Dieser Verein besteht nun seit dem 18.07.2002 und besitzt Kompetenzen in allen forstlichen Belangen.
Wir sind ein kompetenter Ansprechpartner bei forstlichen Problemen und Fragen sein. Und wir fördern den fachlichen Austausch von Informationen zwischen Waldbesitzern und forstlichen Unternehmern. Wir decken umfassend den Dienstleistungsbedarf von Privat- und Körperschaftswald und ergänzen die forstliche Beratung. Das ist möglich, da unsere Mitglieder über ganz Bayern verteilt sind, viele verschiedene forstliche Arbeitsfelder abdecken und über beste Kontakte sowohl zu den forstlichen Zusammenschlüssen als auch den staatlichen Institutionen verfügen. Wir sehen uns als flächendeckendes Netz forstlicher Sachverständiger in Bayern. Viele unserer Mitglieder sind öffentlich bestellte und beeidigte Sachverständige.
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Welche Aufgaben macht Ihre Hauptarbeit aus?
Die Arbeitsbereiche sind so vielfältig, wie die Tätigkeit im Wald selbst. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist sicherlich die Erstellung von Wertgutachten für Waldverkäufe oder Entschädigungsgutachten für Eingriffe in den Wald. Einige unserer Mitglieder fertigen forstliche Planungen, sogenannte Forsteinrichtungen, an. Hier wird für einen Zeitraum von 10 bis 20 Jahren geplant, was mit einer bestimmten Waldfläche geschehen soll, welche Bäume entnommen werden, was stattdessen ge pflanzt werden soll, welche Maßnahmen erforderlich sind, um diese Waldfläche in der Zukunft möglichst naturnah, stabil und zugleich ertragsreich zu gestalten. Einige Mitglieder unseres Vereins erstellen Wildschadensgutachten, andere sind mit naturschutzfachlichen Fragen im Wald oder mit großen Inventuren in Schutzgebieten befasst.
Wie steht es um die bayerischen Wälder?
Jeder der mit offenen Augen im Wald unterwegs ist, muss eigentlich bemerken, dass der Wald in nahezu allen Gebieten derzeit erhebliche Probleme hat und sich gerade verändert. Die Ursachen sind weitgehend bekannt. Das Klima hat sich geändert und ändert sich weiter. Der Wald muss und wird sich daher auch ändern. Einige unserer gewohnten Baumarten, wie die Fichte, werden in vielen Gebieten nicht mehr wachsen können. Die biotischen Schäden durch Insekten und Pilze, wie auch abiotische Schäden durch Starkwindereignisse und Nassschnee nehmen seit Jahren zu. Neben den Baumarten werden auch viele Tier- und Pflanzenarten des heutigen Waldes unter diesen Veränderungen leiden und möglicherweise verschwinden oder ihren Lebensraum verlagern. Aber noch immer wissen wir zu wenig, noch immer können wir nur sehr beschränkt reagieren, noch immer ist uns das ganze Ausmaß der künftigen Veränderungen nur in Teilen klar.
Sind sich die meisten Menschen der hohen Bedeutung der heimischen Wälder bewusst oder wünschen Sie sich ein Umdenken?
Sehr viele Menschen in Bayern sind sich der Bedeutung des Waldes für unser Leben durchaus bewusst. Dazu haben sicher auch die Diskussionen um das Waldsterben in den 80ger Jahren beigetragen. Viele verbringen auch ihre Freizeit teils im Wald. Ob beim Spazierengehen, beim Pilze Suchen oder beim Waldbaden. Einige erkennen die Veränderungen, andere nicht oder noch nicht. Die Waldeigentümer wissen natürlich, was gerade in ihren Wäldern geschieht und sie gehen mehr und mehr in die Öffentlichkeit. Sie versuchen zu ändern, was noch zu ändern ist. Sie versuchen einen anderen Waldbau, sie versuchen neue Baumarten, wie Libanonzeder, Türkische Tanne, Edelkastanie oder schon bekannte Baumarten, wie die Douglasie oder die Küstentanne auf größeren Flächen zu etablieren. Die Erfolge dieser Arbeit werden wir erst in vielen Jahren sehen können.
Was wissen die meisten Menschen nicht über Wälder?
Alle, die sich für den Wald interessieren, haben vielfältige Möglichkeiten, sich zu informieren. Laufend berichten die Medien über den Zustand unseres Waldes. Daher sind viele Menschen derzeit sehr gut informiert. Vor allem die Waldbesitzer sind seit Jahren gezwungen, sich mit den ökologischen Grundlagen ihres Waldes auseinanderzusetzen. Die Standortskartierung in Bayern ist dazu eine wesentliche Grundlage.
Sie begutachten Wildschäden – was für Schäden sind am häufigsten?
Der häufigste Schaden ist der Verbiss und das Fegen durch Rehwild, da das Rehwild fast flächendeckend vorhanden ist. In Rotwildgebieten gibt es dazu auch Fege- und Schälschäden.
Gleiches gilt für Gebiete in denen Muffelwild oder Damwild vorkommt. Schwarzwild kann in der Landwirtschaft enorme Schäden verursachen. Im Wald gibt es dagegen selten Probleme mit Wildschweinen.
Begutachten Sie die Schäden nur oder können Sie Ihren Kunden auch mit Maßnahmen helfen?
Wenn wir als Wildschadensschätzer gerufen werden, ist der Streit meistens schon soweit eskaliert, dass nur noch eine Bewertung der Schäden gefordert wird. Da in der Regel sowohl Waldbesitzer, als auch die Jäger beim Begang anwesend sind, versuchen wir
zu schlichten und verschiedene gemeinsame Möglichkeiten der künftigen Schadensvermeidung aufzuzeigen und zu besprechen.
Herzlichen Dank, Wilfried Reuder. Wir von ExpertenTesten wünschen Ihnen und dem Verein Forstexperten e.V. weiterhin viel Erfolg!
Über die Redakteurin
Laura Hoffmann
Laura Hoffmann arbeitet als freie Redakteurin seit 2016 für expertentesten.de. Ihr Kernbereich liegt dabei in der Recherche spannender Interviewpartner aus den Ressorts Kultur, Sport und Wirtschaft.