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PROVIEH e.V.

Das Interview mit Silke Broxtermann vom Verein PROVIEH e.V.

Bitte stellen Sie sich und PROVIEH e.V. in wenigen Sätzen vor.

Ein Interview mit Silke Broxtermann vom Verein PROVIEH e.V.PROVIEH ist Deutschlands erfahrenster Tierschutzverein für „Nutz“tiere. Seit 1973 setzen wir uns für eine artgemäße Tierhaltung und gegen die industrielle Massentierhaltung in der Landwirtschaft ein. PROVIEH arbeitet wissenschaftlich und sachlich. Grundlegende Motivation ist das Verständnis von „Nutz“tieren als intelligente und fühlende Wesen. PROVIEH kämpft deshalb gegen tierquälerische Haltungsbedingungen und gegen die Behandlung von Tieren als bloße Produktionseinheiten. PROVIEH fordert, dass die Haltung an den Bedürfnissen der „Nutz“tiere ausgerichtet wird, anstatt Anpassungen am Tier vorzunehmen (zum Beispiel Schwanzkupieren bei Schweinen, Enthornung bei Rindern, Schnabelkürzen bei Hühnern).

Unsere Arbeit vereint Veganer, Vegetarier und Fleischesser. Wir sind die Schnittstelle zwischen Verbrauchern, Lebensmitteleinzelhandel, Politik und Landwirten.

Der Verein wird durch einen ehrenamtlichen Vorstand vertreten, der aus fünf Mitgliedern besteht. Zwölf Mitarbeiterinnen arbeiten hauptberuflich in der Bundesgeschäftsstelle in Kiel und in Berlin.

Wie viele aktive Mitglieder hat Ihr Verein? Was waren die Ziele bei der Gründung Ihres Vereins?

Unterstützt wird die Arbeit der Hauptamtlichen in großem Maße durch die vielen ehrenamtlichen Helfer. Diese engagieren sich deutschlandweit in Regionalgruppen, treffen sich regelmäßig zum Austausch, diskutieren über aktuelle Ereignisse aus dem „Nutz“tierschutz, nehmen gemeinsam an Veranstaltungen teil, organisieren Hofbesichtigungen sowie Aktionen, Infostände und Demos. Mit dieser Arbeit leisten sie einen wichtigen Beitrag für die Öffentlichkeitsarbeit von PROVIEH. Deutschlandweit waren 2018 sechs Regionalgruppen aktiv und in sieben Städten gab es engagierte Einzelpersonen oder kleinere Gruppen, die unsere Arbeit punktuell unterstützten. Insgesamt haben sich 64 Ehrenamtliche auf verschiedensten Wegen und in unterschiedlicher Intensität bei PROVIEH engagiert.

PROVIEH tritt seit seiner Gründung 1973 als Tierschutzverband in Deutschland ausschließlich für die Belange von „Nutz“tieren ein. Das Schlüsselerlebnis war für die Vereinsgründerinnen Margarethe und Olga Bartling eine Studienfahrt: Rinderhaltung und Aufstallung von Kälbern in tierunwürdiger Weise waren Auslöser für die Bartling-Schwestern, den „Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung“ zu gründen. Sie wollten sich nicht abfinden mit dem immer schlimmer werdenden Elend der industriellen Massentierhaltung und fanden schnell Mitstreiter im ganzen Land. Parallel zur Facharbeit über Stellungnahmen, Lobbyarbeit, Politikberatung und Briefaktionen sowie Verbraucheraufklärung führt PROVIEH auch Kampagnen durch. So engagieren wir uns beispielsweise in unserer aktuellen Kampagne „Kuh plus Kalb“ bei einem gemeinsamen Projekt mit den Demeter HeuMilchBauern für eine kuhgebundene Kälberaufzucht.

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Haben Sie einige dieser heute schon erreichen können?

Durch das gesteigerte öffentliche Bewusstsein und die engagierte Arbeit der Tierschutzverbände sind viele Fortschritte auf dem Gebiet des Tierschutzes erzielt worden. PROVIEH hat mit seiner Arbeit zweifellos maßgebend zu den Erfolgen im Tierschutz beigetragen: Mit über 40 Jahren Engagement und harter Arbeit für den Schutz und die Rechte der Tiere. Wir betreiben unermüdlich Aufklärungsarbeit, erarbeiten Konzepte und Lösungen zur Verbesserung der Haltungsbedingungen von „Nutz“tieren und arbeiten in mehreren Bundesländern an Tierschutz-Vereinbarungen mit.

Welche Möglichkeiten gibt es für helfende Hände, sich bei Ihrem Verein zu engagieren?

Interview über den Verein PROVIEH e.V.Die Möglichkeiten sind vielfältig. Um Veränderungen herbeizuführen, ist es nötig, möglichst viele Menschen zu erreichen und von unserer Sache zu überzeugen. Eine große Hilfe für uns ist es, sichtbarer zu werden z. B. durch das Auslegen des PROVIEH-Magazins oder die Verbreitung unseres Infomaterials. Außerdem haben wir ein Schulheft entwickelt, das gerne Kindern und ihren Lehrerinnen und Lehrern vorgestellt werden kann.

Darüber hinaus besteht in unseren Regionalgruppen die Möglichkeit, aktiv mitzuarbeiten. Wir können immer helfende Hände bei der Betreuung von Informationsständen oder beim Planen von Demos und Aktionen gebrauchen.

Und schließlich können unsere Mitglieder selber direkt der Politik ihre Meinung sagen durch persönliche Briefe an ihre Bundestags- und Landtagsabgeordneten, an die zuständige Ministerinnen und Minister und die entsprechenden Ausschüsse und Behörden.

Bevorzugen Sie Geldspenden oder aktive Hilfe bei Verbreitung von Informationen?

Jede Hilfe ist uns willkommen. Informiert bleiben unsere Mitglieder u. a. über unseren Newsletter. Darüber hinaus gibt es PROVIEH auch bei facebook und Twitter. Durch das Teilen unserer Beiträge und die Weitergabe unserer Pressemitteilungen an die örtlichen Medien helfen uns unsere Mitglieder, PROVIEH und seine Anliegen noch bekannter zu machen. Natürlich sind auch Geldspenden hochwillkommen. PROVIEH erhält keinerlei öffentliche Mittel und ist auf die finanzielle Unterstützung unserer Mitglieder und Spender angewiesen. Nur dadurch ist es uns möglich, Verbesserungen für die Tiere in der Landwirtschaft zu erwirken und unsere Arbeit fortzuführen.

Sie richten ja viele Ihrer Materialien an Kinder und Jugendliche. Mit den jüngsten weltweiten Protesten unter Schülern, mit Greta Thunberg an der Spitze, wie wichtig ist diese Jugendarbeit?

Jugendarbeit ist sehr wichtig. Wir möchten Verbraucher aufklären, und die Jugendlichen sind die Verbraucher von morgen. Für die menschliche Ernährung werden Millionen „Nutz“tiere gehalten und doch wissen viele nur wenig über die Bedingungen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung und die Bedürfnisse von beispielsweise Hühnern, Schweinen oder Rindern. Wie leben landwirtschaftlich genutzte Tiere heute? Welche Bedürfnisse haben sie? PROVIEH möchte Schulkindern das Themenfeld „Nutz“tierhaltung und „Nutz“tierschutz näherbringen und eine Plattform für Fragen schaffen. Deshalb haben wir unser „Informationsheft für Schüler – Unsere „Nutz“tiere“ entwickelt und bieten in diesem Schuljahr „Nutz“tierschutz im Unterricht für Schulen in Schleswig-Holstein und in Hamburg an.

Wenn Sie einen Wunsch für das Jahr 2020 hätten, welcher wäre das?

Dass alle landwirtschaftlich genutzten Tiere gemäß ihrer Bedürfnisse gehalten werden. Dafür muss der Umbau der Tierhaltung mit Förderung, Beratung und einer gesetzlichen Haltungskennzeichnung endlich konsequent vorangetrieben und die Lücken in der Tierschutznutztierhaltungsverordnung geschlossen werden, denn bisher sind viele Tiere gar nicht oder nur unzureichend geschützt.

Hierzu gehört auch ein konsequenter Ausstieg aus dem Kastenstand – und nicht erst in 17 Jahren, wie vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgeschlagen. Mit Förderung und Beratung kann der Ausstieg innerhalb der nächsten 5 Jahre vollzogen werden – wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Herzlichen Dank, Silke Broxtermann. Wir von ExpertenTesten wünschen Ihnen und dem Verein PROVIEH e.V. weiterhin viel Erfolg.

Über die Redakteurin

Laura Hoffmann

Laura Hoffmann arbeitet als freie Redakteurin seit 2016 für expertentesten.de. Ihr Kernbereich liegt dabei in der Recherche spannender Interviewpartner aus den Ressorts Kultur, Sport und Wirtschaft.

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