Die Inbetriebnahme des neuen Atomkraftwerks in Finnland hat zu einer Senkung der Strompreise um mehr als 75 Prozent in dem nordischen Land geführt.
Ein bedeutendes Ereignis für Finnland
Europas erstes neues Atomkraftwerk in 16 Jahren, Olkiluoto 3 (OL3), ist seit April in Betrieb und kann bis zu 15 Prozent des Strombedarfs des Landes decken. Im Jahr 2021 stammte ein Drittel der finnischen Stromerzeugung aus Atomkraft.
Strompreise um 75 Prozent gesunken
Die durchschnittlichen Spot-Strompreise im Land fielen laut Nord Pool, einer physischen Strombörse, von 245,98 Euro pro Megawattstunde im Dezember auf 60,55 Euro pro Megawattstunde im April. Dies entspricht einem Rückgang von 75,38 Prozent.
Stabilität im Stromnetz dank Atomkraft
Dank OL3 wurde das Stromnetz des Landes stabiler. Das riesige Atomkraftwerk, eines der größten der Welt, ist mit einem kleinen Netz verbunden. Jukka Ruusunen, Geschäftsführer des finnischen Übertragungsnetzbetreibers Fingrid, betonte die Risiken, die mit dem Kraftwerk verbunden sind, aber dennoch positiv bewertet werden.
Fokus auf erneuerbaren Energien trotz Atomkraft
Obwohl Atomkraft an Bedeutung gewinnt, erwartet Fingrid, dass Windenergie bis 2027 die größte Energiequelle in Finnland sein wird. Laut Ruusunen ist Atomkraft für Investoren derzeit nicht sehr attraktiv, aber dennoch eine Option. Die politische Entscheidung für Atomkraft würde positiv ausfallen.
Atomkraft in Europa
Während Frankreich historisch gesehen massiv in Atomkraft investiert hat und mehr als 70 Prozent seines Stroms aus Atomenergie gewinnt, drängen auch Länder wie Tschechien, Ungarn und Polen darauf, Atomkraft in die erneuerbaren Ziele der EU aufzunehmen. Im vergangenen Jahr unterstützte das Europäische Parlament die Klassifizierung von Investitionen in Gas- und Atomkraftwerke als umweltfreundlich.
Kunden im Mittelpunkt einer grünen Energiezukunft
Laut Ruusunen müssen Kunden im Zentrum eines auf Wind- und Solarenergie basierenden Stromnetzes stehen. Die Schwankungen des Windes erfordern Flexibilität in Verbrauch und Produktion sowie Energiespeicherung. Finnland strebt an, bis 2035 das erste entwickelte Land zu sein, das Netto-Null erreicht. Dies wird maßgeblich durch Unternehmen und private Investoren vorangetrieben.
Finnland setzt auf Atomkraft und erneuerbare Energien, um seine Stromversorgung sauberer und nachhaltiger zu gestalten. Die Inbetriebnahme des Olkiluoto 3 Atomkraftwerks hat bereits zu erheblichen Kosteneinsparungen und einer höheren Stabilität im Stromnetz geführt. Trotzdem wird auch weiterhin in den Ausbau von Wind- und Solarenergie investiert, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen.
Atomkraft polarisiert weiterhin die öffentliche Meinung, doch Finnland zeigt, dass sie ein wichtiger Bestandteil des Energiemixes sein kann, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Diskussion über die Rolle von Atomkraft in Europa wird sicherlich weitergehen, aber Finnland hat gezeigt, dass sie eine effektive Option sein kann, um den Übergang zu einer grünen Energiezukunft zu beschleunigen.
Stefan Albrecht, ein Experte auf dem Gebiet der Energieversorgung, betont die Vorteile der Atomkraft in Finnland und gibt einen Einblick in die aktuellen Diskussionen über erneuerbare Energien und Klimaneutralität.