Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat sich in seinem letzten Test dem Thema Lippenpflege gewidmet. Die Ergebnisse, die am 11.01.2019 veröffentlicht wurden, sind dabei leider mehr als enttäuschend: Acht von 18 Lippenpflegen wurden von der unabhängigen Jury mit „mangelhaft“ oder sogar „ungenügend“ bewertet. Ein Lippenpflegestift fällt dabei extrem negativ durch krebsverdächtige Mineralölrückstände auf. Der Stift von Johnson & Johnson versagt auf ganzer Linie und fällt im Test mit „ungenügend“ durch. Aber wie kann es zu einer solch schlechten Bewertung kommen? Die Einzelheiten des Tests lesen Sie hier.
Vor allem in der kalten Jahreszeit haben wir ihn alle in der Tasche: den Lippenpflegestift. Ob glitzernd, mit Farbe, Himbeergeschmack, Bienenwachs oder ganz schlicht und einfach. Keine Handtasche, in der sich nicht mindestens einer der beruhigenden Stifte verbirgt. Mittlerweile stehen auch Männer öffentlich zu diesem kleinen Beauty-Helfer, da Heizungsluft, Höhensonne und Kälte auch vor männlichen Mundpartien keinen Halt machen. Unsere Lippen besitzen keinen Eigenschutz, deshalb ist es enorm wichtig, sie beispielsweise vor UV-Licht zu schützen. Trockene Lippen und aufgesprungene Lippenhaut – diese Symptome entstehen, wenn der empfindlichen Haut im Mundbereich Feuchtigkeit fehlt. Wir kennen die Bilder der Skifahrer mit aufgerissenen Lippen, auch hier hilft ein Pflegestift.
Laut EU-Studien lecken wir uns im Durchschnitt 4 Fettstifte pro Jahr von den Lippen. Das ist beachtlich und verdeutlicht, wie wichtig es ist, auf gute Inhaltsstoffe bei der Lippenpflege zu achten. Umso erschreckender, dass der Pflegestift von Neutrogena, einer Marke, die für Apotheken-Qualität steht, im Test mit der Note ungenügend versagt hat. Noch erschreckender ist aber, dass er damit nicht allein auf weiter Flur ist, sondern die „Verfolger“ ihm sehr dicht auf den Fersen sind.
Zum besseren Verständnis des Testhergangs
Bei den 18 getesteten Pflegestiften, die allesamt Lichtschutzfaktor enthielten, lag der Schwerpunkt der Analysen auf eventuellen krebserregenden Substanzen, speziell bei den mineralölhaltigen Varianten.
Viele schwarze Schafe unter Lippenpflegestiften
Wieso ist nun das Produkt „Neutrogena Norwegische Formel Lippenpflege, LSF 20“ das schwärzeste Schaf im Test? Das untersuchende Labor hat in diesem Stift potentiell gesundheitsschädliche Mineralölbestandteile gefunden, namentlich einen Mix aromatischer Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Die darin enthaltenen chemischen Verbindungen stehen seit Jahren unter Verdacht, Krebs zu erregen. Doch damit nicht genug. Der Anbieter von Neutrogena, Johnson & Johnson, setzt in diesem Stift sowohl Paraffine als auch einen bedenklichen UV-Filter ein. Von dünnflüssigen Paraffinen weiß man aber, dass sie Zellschäden an der Leber verursachen können, so die Ergebnisse der Tierversuche, die per se auch nicht zu einer besseren Bewertung beitragen. Der eingesetzte UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat hat offenbar eine ähnliche Wirkung wie ein Hormon und ist deswegen schlichtweg ungeeignet für kosmetische Produkte. Für diese „Verfehlungen“ wurden jeweils zwei Noten bei der Bewertung abgezogen, wodurch das Urteil „ungenügend“ zustande kam.
Was im Test aber auch deutlich wird, ist, dass Pflegestifte sehr wohl ohne Mineralölgemische auskommen können, gleich zehn von 18 getesteten Stiften beweisen das. Sechs davon sind zusätzlich gänzlich frei von anderen Problemstoffen und verdienen sich mit diesem Minimalismus die Note „sehr gut“. Zwei weitere Produkte erhalten ein „gut“. Traurige Wahrheit bleibt aber, dass in acht von 18 getesteten Lippenpflegen tatsächlich Mineralölbestandteile enthalten sind. Zehn der getesteten Stifte verlieren weitere Punkte durch eventuell hormonell wirksame UV-Filter.
Wie bereits erwähnt, ist der Neutrogena Pflegestift also nicht der einzige, der ein unbefriedigendes Ergebnis im Test erzielt hat und deswegen ganz klar keine Kaufempfehlung von uns bekommt. Ganze fünf weitere Produkte bekamen nach dem Test sinnbildlich zu hören: „Setzen, Sechs!“
Hier eine Übersicht der Durchgefallenen:
– Bepanthol Lipstick (SPF 30)
– Blistex Daily Lip Care Conditioner (LSF 15)
– Carmex Classic Lippenbalsam (LSF 15)
– La Roche-Posay Anthelios XL Stick (SPF 50+)
– Maybelline Baby Lips Hydrate (LSF 20).
Noch zwei weitere Stifte haben den Test mit „mangelhaft“ vergeigt.
Auch hochpreisige Stifte unter den schwarzen Schafen
Beim Betrachten der Liste fällt auf, dass auch preisliche Hochkaräter wie La Roche-Posay kein gutes Ergebnis liefern können. Der Preis alleine sagt also nichts über die Qualität des Produkts aus. Bevor Sie Ihre Aufmerksamkeit dem Preisschild widmen, lesen Sie sich besser die Inhaltsstoffe durch. Qualität muss in diesem Fall nicht teuer sein, da das Motto „Weniger ist mehr“ hier eindeutig zutrifft. Wenige, aber reine Inhaltsstoffe machen nicht nur einen guten Lippenpflegestift aus, sondern gilt ebenso für Lippenstifte.
Ein weiterer Tipp, den man jedem interessierten Verbraucher mit auf den Weg geben kann: Wer nicht auf Pflegestifte verzichten möchte, dabei aber sehr gut ohne Paraffine und besorgniserregende UV-Filter auskommt, sollte sich bei zertifizierter Naturkosmetik umschauen. Hier garantieren einheitliche Gütesiegel dem Verbraucher, dass er sich wirklich etwas Gutes tut und mit dem gekauften Pflegeprodukt nicht auch noch Schaden anrichtet.
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