Wissenschaftler haben einen Eisbohrkern gewonnen, der 1,2 Millionen Jahre in die Klimageschichte der Erde zurückreicht – so weit wie nie zuvor. Der 2.800 Meter lange Kern, erbohrt am Dome C in der Antarktis, ermöglicht einzigartige Einblicke in eine entscheidende Phase des Erdklimas. Das Beyond-EPICA-Projekt markiert damit einen Durchbruch in der Klimaforschung und könnte wichtige Rätsel zu den Eiszeiten lösen.
Rekordfund in der Antarktis
Über vier Antarktis-Sommer hinweg suchte das Team des Beyond-EPICA-Projekts nach der idealen Bohrstelle auf dem Dome C, einem der kältesten Orte der Erde mit einer Durchschnittstemperatur von minus 35 Grad Celsius im Sommer. Mithilfe modernster Radartechnologie und Modellierung des Gletscherflusses lokalisierten sie Eis, das älter als 800.000 Jahre ist. Der Erfolg brachte eine ununterbrochene Aufzeichnung von Klimadaten, die Gase und Partikel aus bis zu 1,2 Millionen Jahren konserviert.
Ein Fenster in die Klimageschichte
Erste Analysen zeigen, dass der Bohrkern hochauflösende Daten enthält, mit bis zu 13.000 Jahren Klimageschichte in einem Meter Eis. Die ältesten Schichten reichen in eine Zeit zurück, in der sich der Rhythmus der Eiszeiten von 41.000 auf 100.000 Jahre verlängerte. Dieses Phänomen zählt zu den größten ungelösten Rätseln der Klimageschichte, mit möglichen Ursachen wie Veränderungen der Meeresströmungen oder geochemischen Prozessen unter Eisschelfen.
Transport einer eisigen Zeitkapsel
Der wertvolle Bohrkern wird nun in speziellen Kühlcontainern, die konstant bei minus 50 Grad Celsius gehalten werden, von der Antarktis nach Europa transportiert. Im Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven werden die Schichten des Kerns analysiert, um weitere Einblicke in die Vergangenheit der Erde zu gewinnen. Dabei besteht die Hoffnung, in den tiefsten Schichten noch älteres Eis zu finden und die Klimageschichte weiter zurückzuverfolgen.
Neuer Blick auf das Erdklima
Das Beyond-EPICA-Projekt zeigt, wie moderne Technologien tiefere Einblicke in die Vergangenheit unseres Planeten ermöglichen. Die daraus gewonnenen Daten können helfen, die Dynamik von Klimaveränderungen zu verstehen und zukünftige Herausforderungen besser zu bewältigen. Solche Fortschritte markieren einen Wendepunkt in der Klimaforschung und schaffen eine Grundlage für innovative Umweltstrategien.
Die Entdeckung des ältesten Eises der Erde eröffnet neue Perspektiven auf die Klimageschichte und mögliche Zukunftstrends. Der Beyond-EPICA-Eisbohrkern bietet eine einzigartige Chance, die Klimageschichte der Erde über 1,2 Millionen Jahre hinweg detailliert zu erforschen. Diese Erkenntnisse könnten dazu beitragen, grundlegende Fragen zu den Eiszeitzyklen und den Mechanismen hinter langfristigen Klimaveränderungen zu beantworten.