Die gängige Vorstellung, dass nur Männer in der Steinzeit auf die Jagd gingen, wird durch neue archäologische Beweise infrage gestellt. Forscher fanden heraus, dass Frauen nicht nur an der Jagd beteiligt waren, sondern in manchen Fällen auch besonders erfolgreich jagten. Diese Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die Rollenverteilung in frühen menschlichen Gemeinschaften.
Archäologische Entdeckungen ändern das Bild der Urgeschichte
Im Jahr 2018 entdeckte ein Forscherteam um Randall Haas von der University of California bei Ausgrabungen in den peruanischen Anden ein Grab, das auf eine etwa 9.000 Jahre alte Bestattung hinwies. Neben den Skelettresten befand sich eine vollständige Sammlung von Jagdwerkzeugen, was zunächst auf einen bedeutenden männlichen Jäger hindeutete. Eine eingehende Analyse der Knochen stellte jedoch fest, dass es sich um die Überreste einer Frau handelte. Diese Entdeckung führte zu einer weitergehenden Untersuchung von über 400 Begräbnisstätten, bei der in mehreren Fällen Jagdausrüstung in Gräbern von Frauen gefunden wurde.
Traditionelle Annahmen auf dem Prüfstand
Die Entdeckung, dass Frauen in der Steinzeit jagten, stieß auf kritische Reaktionen. Fragen nach der möglichen symbolischen Bedeutung der Beigaben oder alternativen Erklärungen für die Funde wurden gestellt. Kathleen Sterling von der University of Binghamton bemerkte, dass solche Zweifel oft nur aufkommen, wenn es um Frauen geht – ein Zeichen dafür, wie tief verwurzelte Geschlechtervorstellungen die Interpretation von Funden beeinflussen. Auch andere Archäologen betonten, dass alte Annahmen zu Frauenrollen in der Vorgeschichte überdacht werden müssen.
Frauen als erfolgreiche Jägerinnen: Neue Studien
Jüngste Studien von Anthropologinnen wie Sarah Lacy an der University of Delaware bestätigen, dass in heutigen Jäger- und Sammlerkulturen Frauen ebenfalls jagen. Forschungen bei indigenen Gruppen, wie den Agta auf den Philippinen, zeigen, dass Frauen unabhängig von Schwangerschaft oder Stillzeit erfolgreich jagen. Diese Erkenntnisse stützen die Hypothese, dass auch prähistorische Frauen in die Jagd involviert waren. Die körperlichen Eigenschaften, wie die höhere Ausdauer durch mehr Slow-Twitch-Muskelfasern und der Nutzen von Östrogen für Langzeitausdauer, sprechen zusätzlich für ihre Eignung als Jägerinnen.
Flexibilität der prähistorischen Arbeitsteilung
Diese neuen archäologischen und anthropologischen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Arbeitsteilung in der Steinzeit viel flexibler war, als lange angenommen. Die Beteiligung von Frauen an der Jagd war wohl weniger die Ausnahme, sondern eine gängige Praxis, abhängig von den Ressourcen und Fähigkeiten der Gemeinschaft. Eine Sesshaftwerdung und die Entwicklung der Landwirtschaft könnten erst später zu starren Geschlechterrollen geführt haben. Diese Perspektive fordert die moderne Sichtweise auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft heraus und betont die Vielfalt der Aufgaben, die Frauen in frühen Gemeinschaften übernahmen.
Diese neuen Forschungen zeigen, dass Frauen eine wichtige Rolle in der Sicherung der Nahrung spielten und damit maßgeblich zum Überleben ihrer Gemeinschaften beitrugen. Das Verständnis der prähistorischen Rollenverteilung bietet nicht nur Einblicke in unsere Geschichte, sondern stellt auch heutige Geschlechterbilder infrage.
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Basierend auf Inhalten von www.stylebook.de und eigener Recherche.