Mitte des 19. Jahrhunderts entschied die Elite New Yorks, dass ihre Stadt einen großen Park benötigte, um mit den europäischen Hauptstädten wie Paris und London konkurrieren zu können. New York, damals eine aufstrebende Metropole, strebte nach einem kulturellen Symbol, das es mit den prächtigen Parks Europas aufnehmen könnte. Aus dieser Ambition heraus entstand der Central Park, eine 3,4 Quadratkilometer große grüne Oase mitten in Manhattan. Doch hinter der friedlichen Fassade des Parks verbirgt sich eine Geschichte von sozialem Ehrgeiz und Vertreibung.
Der Wunsch nach einem Park
Die Oberschicht von New York sah in einem Park die Möglichkeit, die Stadt kulturell aufzuwerten. Zu dieser Zeit wuchs die Stadt schnell und wurde zu einem wirtschaftlichen Zentrum, doch kulturell hinkte sie hinter den europäischen Großstädten her. Parks wie der Hyde Park in London oder der Jardin des Tuileries in Paris dienten als Vorbilder. Ein Park von dieser Größe und Pracht sollte nicht nur den Wohlstand der Stadt symbolisieren, sondern auch ein Zeichen setzen, dass New York in jeder Hinsicht eine Weltstadt war.
Die Vertreibung von Seneca Village
Bevor der Central Park gebaut wurde, befand sich auf dem geplanten Gelände eine Siedlung namens Seneca Village. Diese Gemeinde bestand hauptsächlich aus freien schwarzen und irischen Einwanderern, die dort seit den 1820er Jahren lebten. Sie hatten Kirchen, Schulen und Gärten aufgebaut und bildeten eine florierende Gemeinschaft. Doch als die Stadt beschloss, den Park zu errichten, wurde das Land enteignet und rund 1.600 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Seneca Village verschwand und mit ihm ein bedeutender Teil afroamerikanischer Geschichte.
Ein revolutionärer Plan
Die Gestaltung des Central Parks wurde Frederick Law Olmsted und Calvert Vaux anvertraut. Ihr „Greensward Plan“ war eine visionäre Idee, die offene Rasenflächen, Wälder und geschwungene Wege miteinander verband. Sie schufen ein einzigartiges Wegesystem, das Fußgänger, Reiter und Kutschenfahrer auf getrennten Pfaden führte. Damit stellten sie sicher, dass alle Besucher – unabhängig von ihrem sozialen Status – die Schönheit des Parks erleben konnten, wobei Fußgängern die besten Aussichten vorbehalten waren.
Verfall und Wiederaufbau
Obwohl der Central Park 1858 eröffnet wurde, dauerte es Jahrzehnte, bis er vollständig fertiggestellt war. Politische Konflikte und der Sezessionskrieg verzögerten die Arbeiten. Bis in die 1960er Jahre war der Park von Kriminalität und Vernachlässigung geprägt. Erst in den 1980er Jahren, mit der Gründung der Central Park Conservancy, begann eine umfangreiche Restaurierung. Heute ist der Park ein Symbol für Erholung und Kultur und zieht jährlich Millionen Besucher an.
Der Central Park ist mehr als nur eine Grünfläche. Er verkörpert den Ehrgeiz einer Stadt, sich auf Augenhöhe mit den großen Metropolen der Welt zu sehen, und ist heute ein lebendiger Teil der New Yorker Identität.
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Basierend auf Inhalten von www.spektrum.de und eigener Recherche.