Mitte Mai sorgte ein außergewöhnlich starker Sonnensturm für beeindruckende Polarlichter, die selbst in Deutschland sichtbar waren. Doch die Auswirkungen des Sturms gingen weit über diese Lichtphänomene hinaus. Forscher entdeckten, dass der Sturm tiefgreifende Veränderungen in der Hochatmosphäre der Erde verursachte.
Unerwartete Wirbelbildung in der Hochatmosphäre
In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai traf ein mächtiger Sonnensturm die Erde und sorgte für sichtbare Polarlichter, die sogar in südlicheren Regionen wie Teneriffa zu beobachten waren. Doch das beeindruckende Schauspiel am Himmel war nicht das einzige Ergebnis dieses Sturms. Ein Team von Wissenschaftlern in den USA, das den Sturm mit dem Spezial-Satelliten GOLD untersuchte, entdeckte einen bisher unbekannten Wirbel in der Hochatmosphäre über der Nordhalbkugel. Diese ungewöhnliche Luftbewegung wurde durch die aufgeheizte Atmosphäre ausgelöst, die sich aufgrund der einströmenden geladenen Teilchen vom Pol Richtung Äquator ausdehnte.
Der größte Sonnensturm der letzten 20 Jahre
Der Mai-Sturm war der stärkste seiner Art seit zwei Jahrzehnten. Unsere Sonne zeigte in diesem Zeitraum eine besonders hohe Aktivität, was sich durch zahlreiche dunkle Flecken auf ihrer Oberfläche bemerkbar machte. Diese Flecken sind kühlere Regionen, über denen es häufig zu plötzlichen Magnetfeldveränderungen kommt. Solche Eruptionen schleudern große Mengen geladener Teilchen ins All. Am 10. Mai feuerte die Sonne gleich sieben koronale Massenauswürfe in Richtung Erde, was diesen extremen Sonnensturm auslöste.
Auswirkungen auf Technik und Infrastruktur
Die Erde wird normalerweise durch ihr Magnetfeld vor den geladenen Teilchen der Sonne geschützt. Doch bei einem Sonnensturm wird dieser Schutz beeinträchtigt, sodass viele Teilchen entlang der magnetischen Feldlinien zu den Polen strömen. Dort lösen sie nicht nur die Polarlichter aus, sondern führen auch zu Schwankungen im irdischen Magnetfeld. Dies kann elektrische Ströme verursachen, die wiederum Störungen in Kommunikations- und Navigationssystemen sowie in der Energieversorgung hervorrufen. Im Mai wurden aus dem Mittleren Westen der USA Stromausfälle und Probleme mit GPS-Systemen gemeldet, die sogar automatische landwirtschaftliche Maschinen beeinflussten.
Ein einzigartiges Phänomen oder wiederkehrender Prozess?
Die Entdeckung des Wirbels durch das Team um Scott England wirft neue Fragen auf. Es bleibt unklar, ob dieser Wirbel eine einmalige Reaktion auf den außergewöhnlich starken Sonnensturm war oder ob solche Phänomene bei jedem Sonnensturm auftreten, aber bisher unbemerkt blieben. Mit weiteren Sonnenstürmen in naher Zukunft hoffen die Forscher, diese Frage bald klären zu können und neue Einblicke in die Dynamik unserer Atmosphäre zu gewinnen.
Diese Entdeckung könnte unser Verständnis der Auswirkungen von Sonnenstürmen auf die Erdatmosphäre revolutionieren. Ob der beobachtete Wirbel ein einmaliges Ereignis war oder bei zukünftigen Stürmen wieder auftreten wird, bleibt spannend und könnte wichtige Erkenntnisse für die Forschung liefern. Die kommenden Monate könnten daher entscheidend sein, um das Rätsel dieses ungewöhnlichen Phänomens zu lösen.