Der traditionsreiche Spielwarenhersteller Schleich verlegt seinen Hauptsitz nach fast 90 Jahren von Schwäbisch Gmünd nach München. Diese tiefgreifende Maßnahme wurde am Mittwoch angekündigt und soll zum 1. Januar 2025 umgesetzt werden. Neben dem Standortwechsel in Deutschland wird das Unternehmen auch eine Präsenz in Prag aufbauen, um verschiedene Geschäftsbereiche zu zentralisieren.
Ein neuer Kurs unter neuer Führung
Schleich, bekannt für seine detaillierten Kunststoff-Figuren, erlebte einen Führungswechsel zu Beginn dieses Jahres. Stefan De Loecker, einst Manager bei Beiersdorf, hat das Ruder übernommen und einen umfassenden Umstrukturierungsplan initiiert. Diese Veränderungen sollen das Unternehmen für zukünftige Herausforderungen wappnen und die Effizienz steigern.
Der Standortwechsel nach München wird als strategischer Schritt gesehen, um näher an wirtschaftliche und logistische Knotenpunkte heranzurücken. Ferner sollen Funktionen wie Finanzwesen und Kundenservice in die tschechische Hauptstadt Prag ausgelagert werden, um Synergien zu nutzen und operative Kosten zu senken.
Auswirkungen auf Schwäbisch Gmünd
Der bisherige Unternehmenssitz in Schwäbisch Gmünd wird damit seine zentrale Funktion verlieren. Den Mitarbeitern dort wurden Angebote für einen Wechsel zu den neuen Standorten gemacht, doch genaue Zahlen über die betroffenen Arbeitskräfte sind noch unklar. Die laufenden Gespräche mit dem Betriebsrat werden mit Spannung erwartet, da sie über die Zukunft vieler Beschäftigter entscheiden werden.
Für die Region Ostwürttemberg bedeutet dies einen signifikanten Verlust. Die Verlagerung von Arbeitsplätzen könnte Auswirkungen auf das lokale Wirtschaftsgefüge haben, auch wenn Schleich betont, die betroffenen Mitarbeiter nach Möglichkeit zu unterstützen.
Neuausrichtung der Logistik
Ein weiterer großer Schritt ist die geplante Auslagerung der Logistik an einen externen Partner. Diese Maßnahme soll die Logistikkosten senken und gleichzeitig eine höhere Flexibilität ermöglichen. Auch hier bleibt offen, wie viele Mitarbeiter von der Auslagerung direkt betroffen sind und welche Stellen möglicherweise gestrichen oder umgesiedelt werden.
Der neue Logistikpartner, dessen Name bisher nicht bekannt gegeben wurde, soll alle bisherigen Aufgaben übernehmen. Schleich verspricht jedoch, allen betroffenen Beschäftigten Übernahmeangebote zu unterbreiten, was zumindest einen Hoffnungsschimmer für die Belegschaft bietet.
Schleichs wirtschaftliche Herausforderungen
Nach mehreren Jahren des Wachstums musste Schleich im letzten Jahr einen Rückgang um etwa 15 Prozent auf 234 Millionen Euro Umsatz verzeichnen. Dieser Einbruch wird auf eine gedämpfte Kauflaune und einen Rückgang der Verkaufszahlen um über ein Zehntel zurückgeführt.
Trotz dieser Einbußen bleibt Schleich ein internationaler Spieler im Spielwarensegment. Mit einem Vertrieb in 60 Ländern und einem Auslandsanteil von über 60 Prozent am Gesamtgeschäft setzt das Unternehmen weiterhin auf globale Expansion. Die aktuellen Umstrukturierungsmaßnahmen sollen helfen, diesen internationalen Marktanteil zu sichern und auszubauen.
Fazit
Die Entscheidung von Schleich, den Hauptsitz nach München zu verlegen und neue Standorte in Prag zu eröffnen, spiegelt einen notwendigen Modernisierungsschritt wider. Diese Maßnahmen sollen die Effizienz steigern und das Unternehmen auf zukünftiges Wachstum vorbereiten. Für die betroffenen Mitarbeitern und die Region Schwäbisch Gmünd bleibt abzuwarten, wie die geplanten Veränderungen umgesetzt werden.
Basierend auf Inhalten von www.wiwo.de