Neue seismische Messungen zeigen, dass der innere Erdkern sich seit etwa 15 Jahren langsamer dreht als der Rest des Planeten. Diese Veränderung stellt ein einzigartiges Phänomen dar, das erstmals seit Jahrzehnten beobachtet wird. Die Ergebnisse könnten tiefgreifende Auswirkungen auf unser Verständnis der Erdbewegungen haben.
Ein überraschender Fund
Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Wei Wang vom Institut für Geologie und Geophysik in Peking hat seismische Daten von 143 Paaren von Bebenwellen analysiert, die zwischen 1991 und 2023 von sich wiederholenden Erdbeben in Südamerika ausgingen. Die Wellen durchquerten den Erdkern und gaben Aufschluss über dessen Rotationsverhalten. Die Analysen bestätigten, dass der innere Kern seine Rotation verlangsamt hat und nun langsamer als der Erdmantel und die Erdkruste rotiert.
Veränderte Rotation seit 2010
Die Daten zeigen, dass der innere Erdkern bis etwa 2010 schneller als der Rest des Planeten rotierte. Seitdem hat sich seine Drehung kontinuierlich verlangsamt. Dieser Wandel wird durch ein V-förmiges Muster in den seismischen Daten verdeutlicht, dessen Zentrum um das Jahr 2010 liegt. Die Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der innere Kern derzeit langsamer rotiert als die Erdkruste und der Erdmantel, was seit mehr als 40 Jahren nicht mehr der Fall war.
Komplexe Wechselwirkungen
Die Gründe für diese Veränderungen in der Rotation des inneren Kerns sind bisher unklar. Mögliche Erklärungen umfassen Wechselwirkungen mit den Strömungen im flüssigen äußeren Kern sowie Schwerkrafteffekte des Erdmantels. Diese Wechselwirkungen könnten zu den beobachteten Schwankungen in der Rotationsgeschwindigkeit führen. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die genauen Mechanismen zu verstehen, die diese Dynamik antreiben.
Auswirkungen auf die Erdrotation
Eine der offenen Fragen ist, ob die veränderte Rotation des inneren Erdkerns Auswirkungen auf die gesamte Erdrotation hat. Theoretisch könnte dies die Länge eines Tages minimal beeinflussen. Diese Veränderungen sind jedoch so geringfügig, dass sie schwer nachzuweisen sind. Sie gehen im Rauschen der Bewegungen von Ozeanen und Atmosphäre unter. Das Forschungsteam plant, seine Messungen weiter auszudehnen und zu präzisieren, um möglicherweise subtile Auswirkungen auf die Erdrotation festzustellen.
Die Entdeckung der veränderten Rotationsdynamik des inneren Erdkerns bietet spannende Einblicke in die geodynamischen Prozesse unseres Planeten. Diese neuen Erkenntnisse könnten unser Verständnis der inneren Struktur der Erde und ihrer Bewegungen erheblich erweitern.
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