Russland arbeitet an einer eigenen Spielkonsole, die ausschließlich mit russischen Komponenten entwickelt werden soll. Das Projekt steckt jedoch voller Herausforderungen, von technischen Defiziten bis zu fehlender internationaler Unterstützung. Erste Einblicke zeigen ein ernüchterndes Bild.
Technische Rückstände bei der Hardware
Das Herzstück der russischen Konsole soll ein Elbrus-Prozessor sein, der von der MCST (Moscow Center of SPARC Technologies) entwickelt wird. Diese Prozessoren setzen auf eine exotische VLIW-Architektur, die jedoch nicht mit modernen Standards mithalten kann. Bereits 2021 wurden Elbrus-Chips als langsam und wenig alltagstauglich kritisiert. Hinzu kommt, dass Russland seit den internationalen Sanktionen keine Unterstützung von Chipauftragsfertigern wie TSMC oder Samsung erhält. Stattdessen bleibt nur chinesische Fertigungstechnik, die allerdings oft für den heimischen Markt reserviert ist.
Software und Spiele: Ein schwieriger Ansatz
Beim Betriebssystem stehen die russischen Linux-Distributionen Aurora und Alt Linux zur Auswahl. Aufgrund der ungewöhnlichen Prozessorarchitektur ist jedoch klar, dass gängige PC-Spiele inkompatibel sein werden. Die Konsole soll primär einheimische Spiele fördern und ein neues Publikum erschließen. Ohne moderne GPU-Technologie wird es allerdings schwer, konkurrenzfähige 3D-Grafik zu bieten. Auch Gorelkin, der das Projekt unterstützt, räumt ein, dass die Konsole weder mit der PS5 noch der Xbox mithalten kann.
Cloud-Gaming als Alternative
Parallel dazu hat die russische MTC Group den Cloud-Gaming-Dienst Fog Play gestartet. Ein Streaming-Stick, der mit chinesischer Hardware wie einem Amlogic-Prozessor und Android-TV ausgestattet ist, ermöglicht das Spielen in Full-HD bei 60 fps. Die Kosten sind niedrig: Rund 45 Euro für die Hardware und 7 bis 10 Euro pro Monat bei täglichem Spielen. Allerdings läuft nicht jedes Spiel reibungslos. Selbst das offiziell beworbene Action-Rollenspiel „Smuta“ funktioniert derzeit nicht einwandfrei.
Ein steiniger Weg vorwärts
Das Konsolenprojekt zeigt, wie schwierig es ist, unter den aktuellen Rahmenbedingungen technologische Eigenständigkeit zu erreichen. Ohne moderne Hardware und internationale Unterstützung bleibt die Konkurrenzfähigkeit eingeschränkt. Zwar sind erste Schritte gemacht, doch der Weg zu einer ernst zu nehmenden Alternative ist noch lang.
Die Entwicklung einer vollständig russischen Spielkonsole steht vor erheblichen technischen und strukturellen Herausforderungen. Ohne leistungsstarke Hardware und international konkurrenzfähige Software bleibt die Umsetzung ein ambitioniertes, aber schwer erreichbares Ziel. Dennoch zeigt das Projekt, wie wichtig technologische Eigenständigkeit in geopolitisch angespannten Zeiten geworden ist.
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Basierend auf Inhalten von www.heise.de und eigener Recherche.