Durch die geplante Erhöhung der Trassenpreise könnte Bahnfahren in Deutschland bald deutlich teurer werden. Ursache dafür sind die finanziellen Maßnahmen zur Sanierung des maroden Schienennetzes, die jedoch unerwartete Nebeneffekte haben könnten. Insbesondere im Nah- und Güterverkehr könnte es zu erheblichen Preissteigerungen und einem eingeschränkten Angebot kommen.
Mehr Eigenkapital mit ungewollten Nebenwirkungen
Die Bundesregierung plant, der Deutschen Bahn zusätzliches Eigenkapital in Höhe von 4,5 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, um dringend benötigte Investitionen ins Schienennetz zu ermöglichen. Diese finanzielle Unterstützung ersetzt direkte Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt, könnte jedoch einen Haken haben: Um die Zinsen für dieses Kapital zu finanzieren, müssen die Trassenpreise – eine Art Schienenmaut – erhöht werden. Diese Preissteigerungen könnten bereits ab 2026 zu einem „Preisschock“ führen, der sowohl Fahrgäste als auch Güterkunden betrifft.
Trassenpreise als Belastungsfaktor für die Bahnindustrie
Alle Unternehmen, die das Schienennetz der Deutschen Bahn nutzen, zahlen Trassenpreise, die von der Bahninfrastruktur-Tochter InfraGo erhoben werden. Diese Einnahmen decken die laufenden Betriebskosten, Instandhaltungen und Investitionen in das über 33.000 Kilometer lange Streckennetz. Bereits für 2025 wurde eine deutliche Erhöhung der Trassenpreise beschlossen, die vorwiegend den Fern- und Güterverkehr trifft. Für 2026 plant InfraGo nun eine weitere Erhöhung um durchschnittlich 19,1 Prozent, was besonders den Regionalverkehr hart treffen würde.
Konsequenzen für den Regionalverkehr
Sollten die Trassenpreise im Regionalverkehr tatsächlich um über 20 Prozent steigen, könnte dies weitreichende Folgen haben. Branchenexperten und Politiker warnen davor, dass ein solches Szenario zu einem deutlichen Rückgang des Angebots im Nahverkehr führen könnte. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer betonte, dass die Erhöhung der Trassenpreise gravierende Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr haben würde. Dies könnte zu einer Zunahme des Autoverkehrs und damit verbundenen Problemen wie Staus und schlechterer Klimabilanz führen.
Reformen und staatliche Unterstützung gefordert
Angesichts der drohenden Belastungen fordert die Bahnindustrie eine Reform der Trassenpreissystematik. Es wird vorgeschlagen, ein „Moderne-Schiene-Gesetz“ einzuführen, das eine nachhaltige und langfristige Finanzierung der Schieneninfrastruktur sicherstellen soll. Das Bundesverkehrsministerium hat bereits erste Maßnahmen angekündigt, um die Auswirkungen der Trassenpreiserhöhungen zu mildern. Dazu gehören die Senkung der vorgeschriebenen Verzinsung des Eigenkapitals der InfraGo und die Sicherung von Mitteln zur Fortsetzung der Trassenpreisförderung.
Diese Entwicklungen zeigen, dass die geplanten Investitionen in das Schienennetz zwar notwendig, aber auch mit Herausforderungen verbunden sind. Die Frage bleibt, wie die Balance zwischen dringend benötigten Infrastrukturausgaben und bezahlbarem Bahnverkehr gewahrt werden kann.