Die Faszination für das Unheimliche und die Angst zieht Menschen seit jeher in ihren Bann. Horrorfilme, Spukhäuser und True-Crime-Podcasts erfreuen sich großer Beliebtheit und bieten ein Erlebnis voller Spannung und Nervenkitzel. Erfolgsfilme wie Es und Der Exorzist haben Millionen eingenommen, während das Genre True Crime in Podcasts immer wieder Spitzenplätze erreicht. Doch was treibt uns dazu, uns freiwillig dem Grusel auszusetzen?
Das rätselhafte Vergnügen am Schrecken
Auf den ersten Blick scheint es widersprüchlich, dass Menschen gezielt das Gefühl von Angst aufsuchen. Horrorfilme mit erschreckenden Szenen oder gruseligen Klängen sollten uns eher abschrecken, dennoch kehren viele immer wieder zurück. Psychologen vermuten, dass der Grund in der sicheren Distanz zum Geschehen liegt: Wir wissen, dass uns in diesen Situationen nichts passieren kann. Diese Sicherheit ermöglicht es uns, gefährliche Themen und düstere Geschichten aus sicherer Entfernung zu erkunden und uns dabei auf faszinierende Weise dem Unbekannten hinzugeben.
Angst als mentale Übung für reale Bedrohungen
Horrorfilme dienen möglicherweise nicht nur der Unterhaltung, sondern auch als mentales Training für mögliche Gefahren im Alltag. Ein Forscherteam der University of Chicago, unter der Leitung von Coltan Scrivner, fand heraus, dass Horrorfilme dem Publikum erlauben, fiktive Bedrohungen in sicherer Umgebung durchzuspielen. Der Umgang mit Szenarien wie Zombie-Apokalypsen, Naturkatastrophen oder Gewalt bereitet uns unbewusst auf mögliche Herausforderungen vor. Eine Studie von Scrivner zeigte zudem, dass Horror-Fans während der Corona-Pandemie psychisch resilienter waren, weniger Schlafprobleme hatten und seltener von Ängsten geplagt wurden.
Horror als Weg zur Überwindung von Ängsten
Der regelmäßige Konsum von Gruselinhalten kann dazu beitragen, unsere psychische Widerstandskraft zu stärken, insbesondere bei Menschen mit ausgeprägter Angstneigung. Horrorfilme bieten eine kontrollierte Form der Angst, die uns hilft, Bedrohungen besser zu verarbeiten und zu desensibilisieren. Der Psychiater Peter Zwanzger von der Universitätsklinik für Psychiatrie in München erklärt, dass die regelmäßige Konfrontation mit beängstigenden Reizen Ängste abbauen kann, da man sich an das Bedrohliche gewöhnt und es weniger bedrohlich wahrnimmt. Für Menschen mit Ängsten kann Horror somit eine wertvolle Möglichkeit zur Selbststärkung sein.
Der physische Nervenkitzel durch Angst
Horrorfilme lösen nicht nur eine mentale, sondern auch eine starke körperliche Reaktion aus. Erschreckende Szenen lassen buchstäblich das Blut „stocken“, indem sie Gerinnungsfaktoren erhöhen, und bereiten den Körper auf Kampf oder Flucht vor. Dieser Prozess erhöht auch die Herzfrequenz und sorgt für schwitzende Hände – eine körperliche Reaktion, die gleichzeitig Endorphine und Dopamin freisetzt und uns nach der Angst eine angenehme Erleichterung verschafft. Für viele ist diese Mischung aus Adrenalinschub und Entspannung ein überraschend ansprechendes Erlebnis.
Das gesteuerte Erleben von Angst ermöglicht uns, Spannung und Sicherheit auf eine einzigartige Weise zu kombinieren. Horrorfilme ermöglichen es, den Nervenkitzel von Gefahr zu erleben, ohne sich tatsächlich in Gefahr zu begeben – ein faszinierender Balanceakt zwischen Schrecken und Beruhigung.
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Basierend auf Inhalten von www.scinexx.de und eigener Recherche.