Baumpflanzungen in der Arktis sollen den Klimawandel aufhalten, doch Studien zeigen, dass sie das Gegenteil bewirken können. Der sogenannte Albedo-Effekt wird durch die Begrünung stark beeinträchtigt, was die Erwärmung beschleunigt. Wissenschaftler warnen vor einem fatalen Missverständnis im Klimaschutz.
Albedo-Effekt und seine Bedeutung
Der Albedo-Effekt beschreibt die Fähigkeit einer Oberfläche, Sonnenstrahlen zu reflektieren. Schnee und Eis in der arktischen Tundra reflektieren bis zu 75 Prozent der Sonnenenergie und tragen damit zur Kühlung des Planeten bei. Mit dem Klimawandel ändern sich jedoch die Bedingungen: Bäume wachsen zunehmend in der Tundra und senken durch ihre dunklen Oberflächen die Rückstrahlung erheblich. Wissenschaftler warnen, dass dies in Kombination mit dem durch Bäume freigesetzten Boden-Kohlenstoff zu einem massiven Anstieg der Treibhausgase führt.
Warnung vor falschen Klimaschutzmaßnahmen
Internationale Forscher betonen, dass Baumpflanzungen in der Arktis eher schädlich als nützlich sind. Laut einer Studie in der Fachzeitschrift Nature Geoscience verstärken Bäume in diesen Regionen die globale Erwärmung, indem sie den Albedo-Effekt verringern und das Gleichgewicht der kohlenstoffreichen Böden stören. Carsten Müller von der TU Berlin erklärt, dass durch die Pflanzungen der mikrobiellen Abbau von Bodenkohlenstoff gefördert wird, was zusätzliche Emissionen auslöst. Hinzu kommt die erhöhte Waldbrandgefahr in der Region, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten jährlich 207 Millionen Tonnen Kohlenstoff freigesetzt hat.
Alternativen: Rentiere statt Bäume
Anstelle von Baumpflanzungen schlagen Experten nachhaltige Populationen von Rentieren als Lösung vor. Rentiere halten die Landschaft offen, beeinflussen die Schneeverhältnisse und verhindern das Auftauen von Permafrostböden. Diese indirekte Kühlwirkung könnte die Erderwärmung in den hohen Breitengraden bremsen. Außerdem leisten Rentiere einen Beitrag zur Biodiversität und bieten der lokalen Bevölkerung eine wichtige Nahrungsquelle.
Klimaschutz neu denken
Baumpflanzungen gelten oft als universelle Maßnahmen gegen den Klimawandel, doch die arktische Tundra zeigt, dass Klimaschutz regional angepasst sein muss. Der Albedo-Effekt ist in diesen Breitengraden wichtiger als die Speicherung von CO₂ durch Bäume. Nachhaltige Ansätze wie die Förderung von Pflanzenfresserpopulationen können dazu beitragen, die arktischen Ökosysteme und das globale Klima zu stabilisieren.
Die Arktis zeigt, dass nicht jede Klimaschutzmaßnahme universell wirkt. Statt pauschaler Baumpflanzungen sind regionale Lösungen gefragt, die den besonderen Bedingungen vor Ort gerecht werden. Der gezielte Schutz der arktischen Tundra kann einen entscheidenden Beitrag zur Minderung der globalen Erwärmung leisten.
Halten Sie die Förderung von Rentierpopulationen für eine sinnvolle Alternative? Welche regionalen Lösungen könnten noch wirksam sein?
Basierend auf Inhalten von www.focus.de und eigener Recherche.