Die Suche nach alternativen Treibstoffen treibt Wissenschaft und Industrie um. Emissionen sollen sinken, die Mobilität aber nicht leiden. Stellt Ammoniak dabei einen Hoffnungsträger dar oder birgt seine Nutzung zu viele Risiken?
Grüner Kraftstoff ohne CO₂?
Die Europäische Union hat das Ziel verlautbart, bis zum Jahr 2050 eine klimaneutrale Gesellschaft zu sein. Angesichts dessen wirft der Straßenverkehr mit seinem beachtlichen CO₂-Ausstoß große Herausforderungen auf. Aktuell sind es besonders die Elektrofahrzeuge, die als ökologische Heilsbringer gelten. Doch die Debatte um alternative Energieträger bringt nun Ammoniak ins Spiel – ein Gas, das vorwiegend in der Landwirtschaft Verwendung findet, aber auch als Energiequelle dienen könnte, da es klimaneutral verbrennt.
Innovation auf hoher See?
Vor allem die maritime Industrie könnte von Ammoniak als Treibstoff profitieren. Immerhin stammen drei Prozent der globalen Treibhausgase von diesem Sektor. Spezielle „Cracker“ sollen in Schiffsmotoren Ammoniak in seine Bestandteile Wasserstoff und Stickstoff aufspalten, womit Energie gewonnen wird. Der NABU weist jedoch auf die Bildung des Treibhausgases Lachgas hin, die es zu minimieren gilt. Nichtsdestotrotz liegen Schätzungen vor, dass die Umstellung der größten Hafenstädte weltweit auf Ammoniaktreibstoff einen erheblichen Teil des Bedarfs decken könne. Ein solcher Schritt könnte allerdings mit enormen Kosten verbunden sein.
Vorteile für den Transport von Wasserstoff?
Das Medium Ammoniak könnte insbesondere für den Transport von grünem Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen. Wasserstoff benötigt zur Verflüssigung extrem tiefe Temperaturen, während Ammoniak bereits bei -33 Grad Celsius flüssig wird. Es handelt sich somit um eine potenziell effizientere und kostengünstigere Methode, Wasserstoff zu verschiffen. Dieser Aspekt ist insbesondere für die Energie- und Automobilwirtschaft von Interesse.
Herausforderungen beim Einsatz in Autos?
Was ist aber mit Autos? Hier zeigt sich, dass Ammoniak vor allem bei Nutzfahrzeugen und Schiffen im Fokus steht, weniger bei Personenwagen. Zwar gab es Meldungen über die Entwicklung eines Ammoniak-Motors für PKWs durch den chinesischen Autobauer GAC in Kooperation mit Toyota, jedoch ebbte die Euphorie schnell wieder ab. Die Handhabung des Gases ist nämlich komplex und gefährlich, da Ammoniak toxisch und leicht entzündlich ist.
Zusammenfassend scheint Ammoniak als Energielieferant Potenzial zu haben, insbesondere als grüner Treibstoff für die Schifffahrt und als Träger für Wasserstoff. Jedoch sind noch wesentliche Entwicklungs- und Sicherheitsfragen zu klären, bevor eine breitere Anwendung realistisch wird. Während sich die Forschung konsequent vorantreibt, bleibt abzuwarten, ob Ammoniak eine tragende Rolle im Streben nach einer nachhaltigen Mobilität einnehmen kann.
Basierend auf Inhalten von www.suedkurier.de