Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) setzt sich für eine Gleichbehandlung aller Patienten bei der Vergabe von Arztterminen ein. Aktuell werden Privatversicherte oft bevorzugt, was zu längeren Wartezeiten für gesetzlich Versicherte führt. Diese Praxis soll nun beendet werden, um eine faire medizinische Versorgung sicherzustellen.
Forderung nach Gleichbehandlung bei Terminvergabe
Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstandsmitglied des GKV-Spitzenverbandes, kritisiert die bevorzugte Behandlung von Privatpatienten bei der Terminvergabe scharf. Sie bezeichnet diese Praxis als „Diskriminierung der gesetzlich Versicherten“ und fordert ein gesetzliches Verbot der Unterscheidung nach Versicherungsstatus bei der Terminvergabe. Unterstützt wird diese Forderung von der Deutschen Stiftung Patientenschutz, die das derzeitige System als intransparent und benachteiligend für Kassenpatienten einstuft.
Kritik und alternative Lösungsansätze
Gegner des Vorschlags, wie der Gesundheitsökonom Prof. Wolfgang Greiner, bezweifeln die Wirksamkeit eines solchen Verbots. Sie argumentieren, dass die Wartezeiten für gesetzlich Versicherte dadurch kaum reduziert würden, da nur etwa 10 Prozent der Bevölkerung privat versichert seien und nicht alle Praxen zwischen den Versicherungsarten unterscheiden. Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, hält die jährliche Diskussion über dieses Thema für „unredlich und albern“ und sieht keinen signifikanten Einfluss der Privatversicherten auf die Terminvergabe für Kassenpatienten.
Politische Positionen zur Reduzierung von Wartezeiten
Alle politischen Parteien haben unterschiedliche Ansätze zur Verkürzung der Wartezeiten bei Ärzten. Die SPD und die Grünen plädieren für die Einführung einer Bürgerversicherung, in die alle Bürger einzahlen, um Unterschiede bei Wartezeiten und Behandlungsmöglichkeiten zu beseitigen. CDU/CSU setzt auf eine bessere Patientensteuerung, um die Wartezeiten zu verkürzen, während die FDP die Unterscheidung zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung beibehalten möchte. Die AfD spricht sich für eine vollständige Vergütung aller erbrachten Leistungen aus, um die Terminvergabe zu beschleunigen.
Aktuelle Entwicklungen und Studien
Aktuelle Studien zeigen, dass gesetzlich Versicherte im Durchschnitt länger auf Facharzttermine warten müssen als Privatversicherte. Eine Untersuchung der Grünen ergab, dass Kassenpatienten durchschnittlich 36 Tage auf einen Termin warten, während Privatpatienten bereits nach 16 Tagen einen Termin erhalten. Diese Unterschiede variieren je nach Fachrichtung und Region. Zudem gibt es Berichte über Online-Terminbuchungsportale, die gesetzlich Versicherte benachteiligen, indem sie kürzere Wartezeiten gegen Selbstzahlung anbieten. Verbraucherschützer fordern daher mehr Transparenz und gesetzliche Regelungen, um eine Gleichbehandlung sicherzustellen.
Die Forderung nach einer Gleichbehandlung aller Patienten bei der Terminvergabe könnte die Chancengleichheit im Gesundheitssystem deutlich verbessern. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass strukturelle Probleme, wie der generelle Mangel an Fachärzten, nicht allein durch die Abschaffung der Unterscheidung nach Versicherungsstatus gelöst werden können. Eine langfristige Verbesserung erfordert umfassendere Reformen, die sowohl Kapazitäten als auch die Patientensteuerung optimieren.
Was denken Sie? Sollte der Versicherungsstatus bei der Vergabe von Arztterminen keine Rolle mehr spielen? Diskutieren Sie in den Kommentaren mit.
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