Halbleiter sind ein essenzieller Bestandteil unseres täglichen Lebens, da sie in fast allen modernen Geräten integriert sind. Diese winzigen technologischen Wunderwerke treiben die Digitalisierung und den Fortschritt in zahlreichen Industrien voran. Doch die ungebrochene Nachfrage nach diesen Chips hat einen globalen Wettlauf zur Folge, der Länder dazu drängt, in eigene Produktionskapazitäten zu investieren und ihre Abhängigkeit zu verringern.
Die Bedeutung von Halbleitern in der heutigen Welt
Ohne Halbleiter würde unsere moderne Gesellschaft zum Stillstand kommen. Diese kleinen Elektronikkomponenten finden sich in Fahrzeugen, Smartphones, Computern und vielen anderen Geräten. Vor allem in der Automobilbranche spielen sie eine zentrale Rolle. Ein modernes Elektroauto, wie es bei der letzten Automesse in Peking vorgestellt wurde, enthält etwa 1.600 Halbleiter. Dies zeigt, wie stark Industrien auf eine zuverlässige Versorgung mit diesen Chips angewiesen sind. Die Corona-Pandemie im Jahr 2021 hat jedoch gezeigt, wie fragil diese Versorgungsketten sein können. Damals kam es weltweit zu Produktionsausfällen, da die Lieferketten zusammenbrachen und die benötigten Halbleiter nicht mehr rechtzeitig geliefert wurden.
Der globale Wettlauf um die Chipproduktion
Diese Erfahrungen haben zu einem intensiven internationalen Wettstreit um die Ansiedlung großer Halbleiterfabriken geführt. China versucht, durch einen Förderfonds von rund 44 Milliarden Euro die heimische Chipproduktion anzukurbeln. Ähnlich reagieren die USA mit dem „Chips Act“, der 280 Milliarden Dollar (ca. 263 Milliarden Euro) für Forschung und Industrie zur Verfügung stellt. In Europa wurde der „European Chip Act“ beschlossen, der 43 Milliarden Euro an privaten und öffentlichen Investitionen mobilisieren soll. Ziel dieser Bemühungen ist es, die Abhängigkeit von Asien zu reduzieren und die Resilienz der Lieferketten zu erhöhen.
Deutschlands Schritte zur Förderung der Halbleiterindustrie
Deutschland investiert intensiv in den Ausbau der Chipproduktion. In Dresden entsteht aktuell ein neues Werk von Infineon, das Leistungshalbleiter für die Automobilindustrie herstellen soll. Hierdurch werden 1.000 neue Arbeitsplätze geschaffen und rund fünf Milliarden Euro investiert, von denen eine Milliarde Euro durch staatliche Förderungen finanziert wird. Ebenso plant Intel eine gigantische Anlage in Magdeburg, die eine Fläche von 630 Fußballfeldern umfasst. Hier sollen Halbleiter für künstliche Intelligenz und andere Hightech-Anwendungen hergestellt werden. Der Staat unterstützt dieses Projekt mit zehn Milliarden Euro.
Herausforderungen und kritische Stimmen
Trotz der intensiven Bemühungen, eine unabhängige Halbleiterproduktion in Europa zu etablieren, gibt es Bedenken. Experten wie Professor Reint E. Gropp vom Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung in Halle argumentieren, dass diese Investitionen möglicherweise besser in andere Zukunftstechnologien gesteckt werden sollten. Die Abhängigkeit von seltenen Erden und Rohstoffen aus China bleibt bestehen, auch wenn die Chips vor Ort produziert werden.
Fazit
Die Welt ist stark von Halbleitern abhängig, und die Nachfrage wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Deutschland und Europa investieren massiv, um ihre Unabhängigkeit zu steigern und Lieferketten resilienter zu gestalten. Doch die Herausforderungen bleiben bestehen, insbesondere in Bezug auf die Rohstoffverfügbarkeit und geopolitische Risiken. Letztlich hängt die Sicherstellung der Chipversorgung auch von diplomatischen Bemühungen und einer stabilen globalen Zusammenarbeit ab.
Basierend auf Inhalten von www.br.de