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Warum das Gehirn langsamer denkt, als wir glauben

Das menschliche Gehirn verarbeitet Informationen überraschend langsam im Vergleich zu einem Computer. Eine neue Studie zeigt, dass unser Denkprozess mit maximal 10 Bit pro Sekunde abläuft – deutlich langsamer als die rasante Verarbeitung von Sinneseindrücken. Diese Erkenntnis wirft spannende Fragen zur Funktionsweise und Evolution des Gehirns auf.

201224 04 GER Warum das Gehirn langsamer denkt, als wir glauben

Wie langsam denkt das Gehirn wirklich?

Forscher des Caltech haben die Geschwindigkeit des menschlichen Denkens untersucht und dabei ermittelt, dass es nur mit rund 10 Bit pro Sekunde arbeitet. Diese Zahl basiert auf Analysen alltäglicher Tätigkeiten wie Tippen, Sprechen und dem Lösen von Rätseln. So erreicht das Schreiben etwa 10 Bit pro Sekunde, das Lösen eines Zauberwürfels maximal 11,3 Bit pro Sekunde. Im Vergleich zu Computern, die Daten in Millionen oder Milliarden Bits pro Sekunde verarbeiten, ist die Denkleistung des Gehirns deutlich langsamer.

Das Paradox der Sinneswahrnehmung

Während der Denkprozess vergleichsweise langsam ist, sammeln die Sinnesorgane des Gehirns Daten in unglaublicher Geschwindigkeit. Ein einzelner Rezeptor im Auge erfasst bis zu 270 Bit pro Sekunde, das gesamte Auge bis zu 1,6 Milliarden. Dennoch nutzen wir bewusst nur 10 Bit pro Sekunde, um unsere Umgebung wahrzunehmen und Entscheidungen zu treffen. Laut Studienautor Markus Meister zeigt dies, wie selektiv das Gehirn Informationen verarbeitet: „Wir extrahieren nur 10 Bit aus den Billionen von Bits, die unsere Sinne erfassen, um die Welt um uns herum zu verstehen.“

Die Evolution und ihre Grenzen

Die begrenzte Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns könnte ein Überbleibsel seiner evolutionären Entwicklung sein. Frühere Lebewesen hatten einfache neuronale Systeme, die auf das Überleben ausgelegt waren – etwa die Bewegung zur Nahrung hin oder von Gefahren weg. Dieser Ursprung könnte erklären, warum das Gehirn Gedanken nacheinander und nicht gleichzeitig verarbeitet. Während unsere Sinne mehrere Eindrücke parallel aufnehmen können, bleibt das abstrakte Denken auf eine Sache zur gleichen Zeit fokussiert.

Technologische Perspektiven

Die Erkenntnis über das „Geschwindigkeitslimit“ des Gehirns hat auch Auswirkungen auf Zukunftstechnologien wie Gehirn-Computer-Schnittstellen. Systeme wie Neuralink sollen die Kommunikation zwischen Gehirn und Maschinen beschleunigen, doch die Studie legt nahe, dass diese Geschwindigkeit ebenfalls durch die natürlichen Grenzen des Gehirns limitiert sein könnte. Dies verdeutlicht die Lücke zwischen den Fähigkeiten von Maschinen und der bewussten Verarbeitung des Menschen.

Die Ergebnisse zeigen, wie einzigartig und komplex menschliches Denken ist. Sie werfen neue Fragen auf, wie das Gehirn Informationen filtert und priorisiert.

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