Seit vielen Jahren schon ist der Schulranzen für Kinder in der Kritik: Zu schwer für kleine, zierliche Kinder sei der Ranzen, er schädige die Wirbelsäule und verursachte eine schlechte Haltung.
Weniger Schulbücher ist nun nicht wirklich eine Option, und dass die Kinder alle von Mama mit dem Auto zur Schule gefahren werden beziehungsweise ihren Ranzen bis ins Klassenzimmer getragen bekommen, ist auch keine Lösung. So entwickelte man nach dem Vorbild von Omas Hackenporsche irgendwann einen Schulranzen mit Rollen.
Im Trend oder nicht?
Eltern begrüssen es natürlich, wenn ihre Kinder den schweren Ranzen nicht mehr tragen müssen, sondern leicht auf Rollen hinter sich herziehen können.
Aber bei den Kindern ist das Ganze etwas umstritten: Cool oder vielleicht doch zu omamäßig?
So ganz einig ist man sich da nicht, und es kommt doch stark auf die Clique an, wie der Ranzen mit Rollen wahrgenommen wird.
Der physiotherapeutische Standpunkt dagegen ist recht klar umrissen: Rollen und stabilisierendes Gestell sind unnötiges Gewicht. Denn kein Kind wird den Ranzen immer hinter sich herziehen.
Die meiste Zeit über sollte der Ranzen auf dem Rücken getragen werden. Und das ist nun gerade mit Rollen und kantigem Gestell nicht gut, der Ranzen ist damit schwerer als normale Schulranzen.
Vor- und Nachteile des Schulranzens mit Rollen
Auch wenn das nun erst einmal negativ klingt, hat der Schulranzen mit Rollen natürlich auch seine Vorteile:
- Der Ranzen hat einen sehr stabilen Stand durch den festen Rahmen.
- Der Rücken wird beim Ziehen des Ranzens wirklich entlastet, so dass auch sehr zierliche Kinder viele Schulbücher gut bewältigen können.
- Die Rollen sind einklappbar oder das Ziehgestell ist abnehmbar. Der Ranzen kann also wie gewohnt auf dem Rücken getragen werden, wenn das gewünscht ist.
Ob der Schulranzen als Trolley wirklich sinnvoll ist, um den Kinderrücken zu schonen, wird derweil noch diskutiert. Denn wer einen schweren Trolley hinter sich herzieht, verdreht die Wirbelsäule und kommt in eine unnatürliche Haltung. Bei einem langen Schulweg kann das dauerhaft auch zu Haltungsschäden führen, wird befürchtet. Studien dazu gibt es allerdings noch nicht.
Zwei Systeme denkbar: Ranzen mit einklappbaren Rollen oder zusätzliches Gestell
Prinzipiell kann jeder Schulranzen mit Rollen nachgerüstet werden. Hersteller wie Scout und Hama (Go Easy) haben entsprechende Gestelle im Programm.
Die sehen ein bisschen wie eine Sackkarre aus: Eine stabile Bodenplatte hat an einer Längsseite zwei Rollen, dort sind auch eine Stange mit Griff und eine Haltevorrichtung angebracht. Der Ranzen wird auf die Bodenplatte gestellt, an der Haltevorrichtung befestigt.
Dann kann der Griff per Teleskopstange auf die richtige Höhe eingestellt werden, und schon wird jeder beliebige Schulranzen zum Trolley.
Und wenn es mal zu stark regnet, das Fahrrad für den Schulweg herhalten muss oder der Trolley aus anderen Gründen nicht gewünscht ist, kann der Schulranzen ganz einfach wieder abgenommen werden.
Er funktioniert weiterhin wie ein ganz normaler Schulranzen. Der einzige Nachteil bei diesem System ist das etwas fummelige Festschnallen des Ranzens auf dem Gestell.
Und vielleicht noch der Preis: Der muss zum Anschaffungspreis des Schulranzens dazu addiert werden.
Davon abgesehen gibt es aber auch Schulranzen, die schon vom Hersteller die Rollen und das entsprechende Gestell zum Ziehen eingebaut bekommen. Ranzen und Gestell sind fest miteinander verbunden, sie könnten nicht getrennt werden.
Darauf muss man achten beim Ranzen mit Rollen und Ziehgestell
Man kennt es von der sprichwörtlichen Sackkarre: Das Ding muss stabil gebaut sein, sonst taugt es nicht. Das gilt natürlich für den Schulranzen zum Ziehen genauso. Sind Gestänge und Rollen billig verarbeitet, haben Kinder wenig Spaß daran.
Aber es gibt noch ein paar andere Punkte, die man beim Kauf beachten sollte:
- Der Ziehgriff ist normalerweise versenkbar. Er sollte leichtgängig sein, sich nicht verhaken und auch von zierlichen Kindern leicht zu handhaben sein. Und natürlich ist eine stufenlos verstellbare Ziehstange optimal.
- Der Griff muss so am Ranzen angebracht sein, dass er nicht im Nacken drückt, wenn das Kind den Ranzen auf dem Rücken trägt. Das Gestänge darf auch an anderen Stellen nicht drücken oder spürbar sein, sondern muss komplett in der ergonomisch geformten Rückenplatte des Ranzens aufgehen.
- Die Räder sollten klein genug und mit Abstand zum Rücken angebracht werden, damit sie beim Tragen nicht die Kleidung verschmutzen.
- Die Räder sollten hochwertige Kugellager haben, so dass sich der Schulranzen auch wirklich leicht ziehen lässt. Qualitativ hochwertige Rollen sind silikonbeschichtet.