Der Ventilator kann auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. In der heutigen Zeit erleben Ventilatoren ihren zweiten Sommer. Mit dem gestiegenen Umweltbewusstsein und dem Drang nach Energieeinsparungen verdrängen Ventilatoren nach und nach wieder die Klimaanlagen, da diese als Energiefresser bekannt und in der Wartung sehr teuer sind.
Im Gegensatz zu Klimaanlagen sind Ventilatoren allerdings nicht in der Lage, die Raumtemperatur zu senken. Durch den in Stufen regelbaren Luftstrom, den sie erzeugen, bekommt man aber ein Gefühl der Kühlung. Der Luftstrom des Ventilators tauscht die über der Haut stehende, vom Schweiß feucht gewordene Luft gegen frische Luft aus.
Doch wann begann der Aufstieg der Ventilatoren?
Es begann in Ägypten und Indien
Wie bei vielen Begriffen kommt auch das Wort Ventilator aus dem Lateinischen. „ventilare“ steht für Kühlung zufächeln oder Wind erzeugen.
Zur Winderzeugung werden schon seit Jahrhunderten Fächern benutzt. Sie gelten als Vorgänger des Ventilators und sind schon auf Darstellungen der alten Ägypter zu sehen. Die höher gestellten Persönlichkeiten in Ägypten ließen sich von Dienern mit riesigen Wedeln oder Fächern frische Luft zufächeln. Oftmals wurden dafür Palmenwedel benutzt.
Im 16. Jahrhundert gelangten die Fächer auch nach Europa. Als Statussymbol galten in dieser Zeit Handfächer, welche als unverzichtbares Accessoire immer mitgeführt wurden. Teilweise dienten sie sogar dazu, geheime Botschaften zu übermitteln.
Deckenventilatoren werden auch in der heutigen Zeit viel genutzt. Als direkter Vorgänger gilt der Deckenfächer. Im Indien des 19. Jahrhunderts waren Deckenfächer weit verbreitet. Die halbkreisförmigen Gestelle bestanden zumeist aus Federn. Ersatzweise wurden Deckenfächer auch aus Stäben hergestellt und mit Stoff bespannt. Diese unter der Decke hängenden Fächer wurden von Dienern mit Seilen bewegt.
Die ersten Deckenventilatoren
Im Brockhaus Lexikon findet man eine Eintragung aus dem Jahr 1809, welche besagt, dass der Ventilator ein Gerät ist, mit welchem man aus geschlossenen Räumen die abgestandene Luft heraus und frische Luft hereintransportieren kann. Die Erfindung soll von Stephen Hales im Jahr 1740 gemacht worden sein.
Patenthalter für den ersten elektrischen Ventilator ist James Wood im Jahr 1902.
Ab 1860 wurden in den USA die ersten echten Deckenventilatoren eingesetzt. In dieser Zeit wurden die Geräte noch mit über Umlenkrollen geführten Riemen angetrieben. Als Antriebsmaschine benutzte man anfänglich Dampfturbinen, welche später durch elektrische ersetzt wurden.
Philip Diehl schaffte den Durchbruch mit Elektromotoren. Er brachte 1882 den ersten mit einem Elektromotor angetriebenen Deckenventilator auf den Markt. Das brachte den Vorteil, dass auf teure Riemen und Umlenkrollen verzichtet werden konnte. Dieses Prinzip wurde kontinuierlich weiterentwickelt. Bereits rund 40 Jahre später, um 1920 herum, gehörte in die Standardausstattung eines jeden amerikanischen Haushaltes ein Deckenventilator.
Die Entwicklung brachte es mit sich, dass die Motoren leistungsfähiger und kleiner wurden. Im Laufe der Zeit entwickelten sich daraus die Tisch- und Standventilatoren.
Entwicklung der Ventilatoren in Deutschland
Auch in Deutschland fand die Entwicklung von Ventilatoren schon sehr früh statt. Johann Georg Schiele war in Frankfurt dadurch bekannt geworden, dass er die erste Gasanstalt in Frankfurt baute. Sein Sohn, der Ingenieur Christian Schiele trat in die Fußstapfen seines Vaters, als er 1851 in Frankfurt/Main in der Neuen Mainzer Straße die erste Ventilatorenfabrik in Deutschland gründete.
In Hohenlohe hat sich ein Cluster, also ein Netzwerk aus Forschungseinrichtungen, Zulieferern und Produzenten entwickelt, in welchem sich Kleinventilatorenindustrie konzentriert. Ursprung dieses Clusters ist eine einzige Firma, das Unternehmen Ziehl-Abegg. Zwischenzeitlich ist dieser Cluster aber so ausgeprägt, dass ein wahres Musterbeispiel des Cluster-Phänomens darstellt.
Bad Hersfeld diente als Standort für die Gründung eines weiteren Ventilatorenzentrums. Benno Schilde gründete hier im Jahre 1874 die Benno Schilde GmbH.
Er baute auch 1884 den ersten Radialventilator, welchen er aus Stahlblechen zusammenschweißte. Die TLT-Turbo GmbH führt in der heutigen Zeit das komplette Ventilatorenprogramm weiter.
In der Karl-August-Hütte in Euskirchen wurden bereits 1879 Radialventilatoren produziert. In dieser Zeit wurden sie noch aus Guss hergestellt, bevor die Produktion auf Sonderwerkstoffe umgestellt wurde. So benutzte man beispielsweise Edelstahl als verschleißfestes und hitzebeständiges Material, um Ventilatoren herzustellen. Das Unternehmen BVA Kockelmann GmbH führt noch heute in Euskirchen die Fertigung dieser frühen Spezialanfertigungen und deren Weiterentwicklung durch.
In Esslingen am Neckar gründete Karl W. Müller 1923 die Elektro-Motoren-Handelsgesellschaft. Die daraus entstandene Elektro airsystems GmbH stellt in der heutigen Zeit Seitenkanalverdichter und Industrieventilatoren her. Die dazu benötigten Motoren produziert das Unternehmen im eigenen Werk.
Ventilatoren der Neuzeit
Deckenventilatoren gibt es, wie wir nun wissen, schon sehr lange. Mit der Weiterentwicklung der Techniken und dem heutigen technischen Know-how sind die diese ersten Geräte mit einem heutigen Deckenventilator aber nicht mehr zu vergleichen.
Die modernen Ventilatoren haben dem Fortschritt der Technologien entsprechend immer wieder neue Funktionen, stärkere Motoren und vor allem energiesparende Antriebe bekommen. Durch moderne Motoren wurde auch der Geräuschpegel auf ein Mindestmaß reduziert.
Aus den ersten Deckenventilatoren und Radialventilatoren entwickelten sich nach und nach Tisch- und Standventilatoren. Bodenventilatoren folgten innerhalb kürzester Zeit.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich auch die Elektroindustrie sprunghaft weiter. Alle Arten von Ventilatoren wurden immer effektiver, wurden mit einer steigenden Anzahl von Funktionen ausgestattet und immer mehr in Richtung Energie sparen getrimmt.
Gute Ventilatoren verfügen in der heutigen Zeit über mindestens zwei, meistens drei Schaltstufen. Höherpreisige Geräte können bis zu zehn Stufenschaltungen haben. Auch die Bedienung ist in der Zwischenzeit um einiges einfacher geworden. Qualitativ hochwertige Ventilatoren verfügen über Timer und/oder Fernbedienung.
Somit ist der Verbraucher in die Lage versetzt, den Ventilator mit dem Timer auf eine bestimmte Laufzeit zu programmieren, sodass er beispielsweise in der Nacht bei Eintritt der Nachtkühle ausschaltet.
Mit der Fernbedienung können alle Funktionen des Ventilators vom Sofa aus bedient werden, sodass man sich den Weg vom Sofa oder Bett zum Ventilator sparen kann.