Geschichtliche Entwicklung des ferngesteuerten Autos
Modellautos gibt es schon fast genauso lange, wie es richtige Autos gibt. Von Anfang an liebten vor allem Kinderdie detaillierten kleinen Nachbildungen, die ihren großen Vorbildern oft so täuschend ähnlich sahen. Und immer war da auch der Wunsch, das kleine Abbild möge doch ebenso schön fahren können wie das Original.
Mit dem ferngesteuerten Auto hat sich diese Hoffnung endlich erfüllt – und heute lassen sich längst nicht nur die ganz Kleinen von der wunderbaren Hobbywelt rund um das RC-Car begeistern.
Ohne Funk keine Fahrt
Der englische Name des ferngesteuerten Autos deutet es schon an: RC-Car steht für radio controlled _bzw. _remote controlled, und radio meint im Englischen nicht unser deutsches Radiogerät, mit dem Sie Hitparaden, Fußballergebnissen und manchmal auch Nachrichtensendungen lauschen, sondern ganz allgemein die Funktechnik.
Die ist für den Einsatz eines ferngesteuerten Autos nämlich unverzichtbar – deshalb ist in diesem Zusammenhang auch häufig von einem funkferngesteuerten Auto die Rede.
Die Radiowellen sagen dem ferngesteuerten Auto, was es tun soll
Der schottische Physiker James Clerk Maxwell hat ihre Existenz bereits 1884 postuliert, der deutsche Forscher Heinrich Hertz entdeckte sie zwei Jahre später in der Praxis: die Radiowellen. Diese Wellen wurden in den Anfangsjahren mit Funkenstrecken erzeugt – daher kommt auch der Name Funk.
Die erste Funkübertragung der Welt brachte der Italiener Guglielmo Marconi im Jahr 1985 mithilfe eines Knallfunkensenders zustande. Marconi brachte diese Konstruktion den Nobelpreis und der Welt die drahtlose Kommunikation – und damit die Grundvoraussetzung für ein ferngesteuertes Auto.
Während sich das primäre Interesse an der neuen Technologie vor allem auf die Übertragung von gesprochenen Nachrichten fokussierte, wovon man sich nicht zuletzt eine schnellere Kommunikation zwischen militärischen Einheiten und damit eine höhere Effizienz auf dem Schlachtfeld versprach, hatte der Physiker und Forscher Nikola Tesla etwas anderes im Sinn: Er präsentierte 1898 auf der Weltausstellung in New York die erste Funkfernsteuerung der Welt – mit der er allerdings kein Modellauto, sondern ein Modellschiff in Bewegung setzte. Großen Beifall erhielt er trotzdem.
In den 1960er-Jahren rollen die ersten Autos von selbst
Bis die sensationelle neue Technik für so schöne Spielereien wie ein ferngesteuertes Auto benutzt werden konnte, mussten erst zwei ganze Weltkriege vergehen. In den knallbunten 1960er-Jahren schließlich hatten die Menschen erst einmal die Nase voll von der Militärtechnik und besannen sich auf die fröhlicheren Facetten des Lebens.
Ferngesteuerte Autos _Made in Germany _mit Glühzündermotor und Elektroantrieb
Ganz vorne mit dabei an der Begeisterungsfront für ferngesteuerte Autos war natürlich das Autoland Deutschland. Hier entwickelte Dr. Hans Feldmann bereits 1964 sein erstes Modellauto, das immerhin eine Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern erreichte.
War Feldmanns Modell noch ein selbst konstruiertes und gebautes Einzelstück, konnte man den 1965 erschienenen HEGI Porsche 904 GTS bereits käuflich erwerben – er besaß einen Elektroantrieb und ein Chassis aus Sperrholz. Damit gab sich das Auto von HEGI ein wenig **nutzerfreundlicher **als das anspruchsvollere Modell Feldmanns.
Die Pan Cars drängen auf Markt und die ersten Rennen werden gefahren
Im Jahr 1967 drängten schließlich die Firmen WEN und Model Car Enterprises mit ihren Bausätzen von ferngesteuerten Autos auf den Markt. Die im Maßstab 1:8 gehaltenen Modelle funktionierten auf der Basis von Verbrennungsmotoren mit 3,5 ccm und erfreuten sich auf Anhieb einer großen Käuferschaft.
Stetes Wachstum in den 1970er- und 1980er-Jahren
Die 1970er- und 1980er-Jahre brachten viele Neuentwicklungen und einen stetig wachsenden Markt für ferngesteuerte Autos mit sich. In Anlehnung an die Pionierleistung von Hans Feldmann wurden zahlreiche Modelle mit Glühzünder-Verbrennungsmotoren hergestellt, parallel dazu gab es auch immer mehr Autos auf Basis eines Elektroantriebs. Im Jahr 1970 brachte der japanische Hersteller Tamiya das erste geländetaugliche Modell auf den Markt, den „Rough Rider“, dessen Design an einen Strandbuggy angelehnt war.
Weltmeisterschaften nur für ferngesteuerte Autos
In den 1980er-Jahren wurden schließlich die ersten Weltmeisterschaften für ferngesteuerte Autos abgehalten. Die beteiligten Modelle erreichten immer höhere Geschwindigkeiten und kratzten bald an der 100-Stundenkilometer-Marke.
Insbesondere die geländegängigen Modelle gewannen zunehmend an Größe, der Maßstab 1:4 war bald keine Seltenheit mehr, für den Antrieb sorgten leistungsstarke Benzinmotoren.
Ferngesteuerte Autos am technischen Limit
Die voranschreitende Technik ermöglichte eine immer hochwertigere und auch kostenintensivere Produktion von ausgefeilten ferngesteuerten Autos. Angesichts der explodierenden Preise für die professionellen Modelle kam es als logischer Konsequenz zu einer Teilung des Marktes: Für den finanzkräftigen Profi-Nutzer werden weiterhin teure High-Tech-Modelle produziert, für den begeisterten Hobbyfahrer gibt es günstigere Modelle, die sich teilweise auch als Kinderspielzeug eignen. So kommen heute bei den ferngesteuerten Autos alle Interessierten auf ihre Kosten.